Februar 24

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Architektur und Macht – Stilepochen

By Frank

Februar 24, 2023


Die mächtigsten Menschen haben immer die Architekten inspiriert; der Architekt war stets unter der Suggestion der Macht. Im Bauwerk soll der Stolz, der Sieg über die Schwere, der Wille zur Macht sichtbar werden.

Die Verzahnung von Bauform und Herrschaftsstruktur beschränkt sich dabei keineswegs auf absolutistische und totalitäre Systeme also wie etwa im pharaonische Ägypten, im absolutistischen Frankreich oder im Nazi-Faschismus wo sie am markantesten hervortritt.




AHA, Cool,...


In der Architektur verbindet sich die Macht des Faktischen mit der Kraft des Symbolischen. Psychisch, für das Bewusstsein, ist die Architektur eine Matrize von Wahrnehmungen, Assoziationen, Bedeutungen. Dieses Netz von Botschaften kann im Sinne einer psychotechnischen Rhetorik derart strukturiert werden, dass der Architektur die Fähigkeit zur Massenbeeinflussung und Massenmanipulation zuwächst.

Gebäude sind wichtige historische Quellen. Steine können die Vergangenheit zum Sprechen bringen. In verschiedenen Epochen waren verschiedene Baustile angesagt:



Einfacher Überblick der Baustile

Zeitraum

Stil

Eigenschaften

1000 - 1250

Romanik

Rundbögen, Tonnengewölbe, schlicht und wuchtige Steinmassen

1140 - 1530

Gotik

Spitzbögen, Kreuzgewölbe, höhere Türme, Dome, Verzierungen

1420 - 1610

Renaissance

Säulen, Kapitelle, Dreiecksgiebel, Kirchen und Dome, Schlösser

1570 - 1770

Barock

Verzierungen und Ornamentik, Prachtfülle als Prinzip, Symetrie

1730 - 1780

Rokoko

aus Barock aber elegant und verspielt, meist kleinere Kunstobjekte

1770 - 1840

Klassizismus

Sehnsucht nach klaren Linien, einfache Formen, Vorbild klassische, griechische Antike



Unglaublich


Sechs „Schlüssel der Architektur“ für Machthaber


Die Architektur hat eine besondere Affinität zur Macht. Als die „öffentliche Kunst“ und gebautes Modell der Gesellschaftspyramide war die Architektur durch die gesamte Kulturgeschichte der konzentrierte Ausdruck der politischen, wirtschaftlichen, klerikalen u.a. Mächte. Sie galt als das vornehmste Sprachrohr der Potentaten und war Lieblingsspielzeug der Diktatoren, errichtet, um von deren Macht und Herrlichkeit zu kündigen.


Ästhetisierung der Politik

Ästhetisierung im Sport

Ästhetisierung

Ästhetisierung kann als Zeichen der Macht betrachtet werden, da sie dazu beiträgt, die Wahrnehmung von Menschen und Objekten zu kontrollieren und zu gestalten.

Transport einer ideologischen Botschaft wie beispielsweise die Massenaufmärsche im Dritten Reich mit der quasi-sakrale Stimmung vom düsteren Pathos der Architektur und der Strenge der architektonischen Ordnungen wird auch mediales Gesamtkunstwerk oder Ästhetisierung der Politik bezeichnet.

Ästhetik bezieht sich auf die Art und Weise, wie wir Schönheit und Sinnlichkeit empfinden und bewerten. Wenn eine Gruppe oder Institution die Kontrolle über die Ästhetik hat, kann sie ihre Macht und Autorität festigen und ihre Botschaften und Werte durch visuelle Reize und andere ästhetische Mittel verbreiten.

Ein Beispiel dafür ist die Ästhetik von Regimen und autoritären Regierungen, die oft darauf abzielen, eine einheitliche, disziplinierte und unbestreitbare visuelle Identität zu schaffen. Dies kann durch die Verwendung von Symbole, Farben, Uniformen, Architektur und anderen visuellen Mitteln erreicht werden, um das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Unterstützung der Bevölkerung (z.B. auch die Tracht in Bayern) zu stärken und den Anschein von Macht und Stärke zu erwecken.

Palast und Hütte-Metapher

Palast und Hütte gelten als architektonische Metaphern für den Gegensatz von Herrscher und Beherrschten. Die Pracht der Paläste erweist sich als mehrfacher Code:

Paläste sind oft groß und prächtig gebaut und sollen den Status und die Macht der Herrscher und Eliten demonstrieren. Sie haben oft opulente Details, sind mit teuren Materialien gebaut und haben oft viele Räume für verschiedene Zwecke. Hütten hingegen sind oft klein, einfach gebaut und haben wenige Räume und Ausstattungen. Sie sind oft aus günstigen Materialien wie Holz oder Lehm gebaut und sollen in erster Linie funktional sein.

Das kunstvoll-luxuriöse Ambiente ist Selbsterhöhung des Herrschers auf dem Wege der Autosuggestion, Statussymbol gegen die neidvolle Konkurrenz und Blendung der Untertanen. Dies wiederholt sich im Königspalast, im Bankpalast, im Konsumpalast der Ware. Die Erhöhung der Macht korrespondiert mit der Erniedrigung der Untertanen.

Palast und Hütte Metapher in Herrenchiemsee

Palast und Hütte Metapher

Hochhaus - Zelle auf Parzelle

Zelle auf Parzelle

Uniformierung des Banalen

Die Uniformierung des Banalen in der Architektur ist ein Konzept, das sich auf die Tendenz bezieht, dass moderne Gebäude und Städte oft ähnliche, repetitive Merkmale aufweisen, die die Individualität und Originalität der Architektur einschränken. Dieses Phänomen tritt aufgrund einer Reihe von Faktoren auf, wie z.B. der wachsenden Standardisierung von Baumaterialien, der Forderung nach Effizienz und Wirtschaftlichkeit in der Bauindustrie sowie der Anpassung an bestimmte soziale und ästhetische Trends.

In der Zelle, auf der Parzelle. Die latente Wirkung der Vermassung und der Entpersönlichung. Aus dem Machtpolitischen Kalkül die Massen nicht nur gleichmäßig zu behausen, sondern sie zugleich als Namenlose zu entmündigen.


Undurchschaubarkeit

Die Undurchsichtigkeit in der Architektur bezieht sich auf die Verwendung von Materialien oder Gestaltungselementen, die die Sichtbarkeit und Transparenz eines Gebäudes oder Raums einschränken. Ein Beispiel dafür sind undurchsichtige Wände oder Fassaden, die verhindern, dass Menschen von außerhalb sehen können, was innerhalb des Gebäudes oder Raums vor sich geht.

Die Dialektik von Verbergen und Demonstrieren spiegelt sich in der Architektur direkt, z.B. im Verhältnis von unterirdischen zu oberirdischen Räumen. Das Labyrinth der Geheimgänge, der Keller und Bunker etabliert eine Zone der Macht, die deshalb gefährlich war, weil sie unerkannt bleiben konnte.

So spaltet sich eine Stadt in eine „oberirdische Stadt für die Seele“ (Albert Speer) und eine unterirdische, getarnte Zone der funktionalen Machtauübung. Die Undurchschaubarkeit ist ein konstituierender Faktor der Macht. Es sind Orte der Isolation und des Verbergens, welche die Abtrünnigen dem Blick der Rest-Gesellschaft entziehen.


unsichtbar

Undurchschaubar

Monument und Koloss

Es ist wichtig anzumerken, dass Monumente und Kolosse nicht immer voneinander zu unterscheiden sind. Ein Gebäude kann sowohl als Monument als auch als Koloss betrachtet werden, abhängig von den Bedeutungen und Zwecken, die ihm zugeschrieben werden.

Ein berühmtes Beispiel ist die Freiheitsstatue in New York City, die sowohl als Monument für Freiheit und Demokratie als auch als Koloss zur symbolischen Repräsentation der Macht und Stärke der USA betrachtet wird.

In der Architektur sind das Monumentale und das Kolossale die bevorzugten rhetorischen Figuren für den Ausdruck von Macht. Vom Monumentalbau geht eine Doppelwirkung aus, zum einen die Empfindung der Kleinheit und Bedeutungslosigkeit des einzelnen Menschen gegenüber dem Ganzen, zum anderen des Erhabenen und Großartigen, das uns gerade übersteigt.


Colloseum

Colloseum

Kult der Mitte

Der Kult der extrovertierten Mitte ist ein Signum der Herrschaftsarchitektur. Je zentralistischer, je absoluter die Machtausübung, desto deutlicher tritt dieser Charakter hervor. Im Falle des absolutistischen Schloss Versailles war beispielsweise das Schlafgemach des Souveräns der Schnittpunkt der Achsen.

In den alten Kulturen Zentralasiens, Irans, Indiens und Chinas gab es die Vorstellung vom Reich der Mitte als einer geografischen Deutung mit kosmologischer Symbolik. Der Kult der Mitte als zentralistische Praxis zieht die Geringschätzung der Peripherie nach sich.

Im Grunde handelt es sich um ein architektonisches Konzept, das sich auf die Bedeutung der zentralen Achse oder des zentralen Raums in der Architektur bezieht. Es geht davon aus, dass die Mitte eines Gebäudes oder Raums eine besondere Bedeutung hat und oft als repräsentativ für das Zentrum der Welt oder das göttliche Zentrum betrachtet wird.

Es ist auch in der europäischen Architektur der Renaissance und des Barock weit verbreitet. Der Kult der Mitte hat auch eine metaphorische Bedeutung, die sich auf die Suche nach Ordnung und Harmonie in der Welt bezieht. Indem ein Gebäude oder eine Struktur auf die Mitte ausgerichtet ist, soll es helfen, eine Verbindung zwischen dem Menschen und der Welt zu schaffen und den Menschen in eine kosmische Ordnung einzubetten.

Schloss Nympfenburg Mitte

Schloss Nymphenburg

Schloss Nymphenburg ist ein Beispiel für den Kult der Mitte in der Architektur. Das Schloss ist so gestaltet, dass die zentrale Achse des Gebäudes auf den Mittelpavillon des Hauptgebäudes ausgerichtet ist. Der Pavillon ist durch eine erhöhte Kuppel und eine Reihe von Fenstern betont, die das Auge auf die zentrale Achse des Gebäudes lenken.

Die zentrale Achse des Schlosses setzt sich dann in den Schlossgärten fort und führt durch verschiedene Elemente wie den Schlosskanal und das Amalienburg-Pavillon, bevor sie am Pavillon Badenburg endet. Der Kult der Mitte wird auch durch die symmetrische Anordnung der Gebäude und Gärten auf beiden Seiten der Achse betont.



Was gibt's Prickelndes zu sehen


Romanik

Seit dem Untergang Roms im 5. Jahrhundert und dem daraus resultierenden Ende der Antike, gilt sie als die erste europäische Kunstepoche. Das zentrale Werk bildet dabei den Kirchenbau, der durch monumentale Steinwände und demonstrative Wehrfähigkeit besticht. Bestimmt wurde die romanische Baukunst durch massive Steinwände und Rundbögen. Nur durch die aneinandergelegten Rundungen konnte die Last eines steinernen Dachgewölbe getragen werden.

Die romanische Kirche als massiver Steinbau sollte der christlichen Gemeinde geschützte Andachtsräume bieten. Gleichzeitig dienten die Sakralbauten der Romanik dem Stifterfamilien zur Anhäufung von Ruhm und enthielten oftmals Schatzkammern für bedeutende Reliquien.



Alter peter in München

Alter Peter in Münchener Stadtmitte

Da mit den Bauten die Idee der christlichen Herrschaft übermittelt werden sollte, nahm der Chor eine Sonderstellung ein und wurde stark betont – schließlich vollzog der Priester dort seine spirituellen Handlungen. Es ist also kein Zufall, dass der Chor in Domen und Kirchen nach Osten in Richtung des Geburtslandes Jesu Christi und der aufgehenden Sonne zeigt.

Die älteste Pfarrkirche Münchens, die auch als "Alter Peter" bekannt ist, stammt aus dem 12. Jahrhundert, ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Münchens und bietet eine fantastische Aussicht über die Stadt.

Die Burg Grünwald im Isartal wäre ein weiteres Beispiel für romanische Architektur aus dem 12.Jahrhundert. Heute dient es als Museum.


Frauenkirche (Glucke)

Frauenkirche

Gotik

Die Gotik ist die zweite Epoche mittelalterlicher Baukunst. Voraussetzung waren tiefgreifende sozialökonomische und politische Wandlungsprozesse. Die Einheit von Kirche und Staat in Deutschland zerbricht in langen Kämpfen zwischen Kaiser und Papst. Die Richtung des inneren Sinnes geht in Richtung alles Irdisch Schwere aufzulösen und durchscheinend zu machen, losgelöst von allen Schwerkraftgesetzen.

Kathedralen, die sich gen Himmel strecken, lichtdurchflutete Kirchen und filigrane Buntglasfenster – mit diesen und noch weiteren Stilmitteln hat sich die Epoche der Gotik in der Architekturgeschichte verewigt.



Anders als die zuvorkommende Romanik und die nachfolgende Renaissance orientiert sich die Gotik nicht an antiken Vorbildern. Die herausragendste Schöpfung der Gotik war die Kathedrale. Eine Kathedrale wurde als Gesamtkunstwerk aus Architektur, Plastik und (Glas-)Malerei gesehen. Sakralbau (Kirchenbau) ist zentrales Thema der Epoche.

Die architektonische Bedeutung lag dabei auf der Vertikalen – dem Streben zum Himmel. Ein zentrales der gotischen Baukunst war der Spitzbogen, der den typisch romanischen Rundbogen an Portalen und Fenstern ablöste. Durch die statischen Besonderheiten des Spitzbogens, konnten die Wände extrem dünn gebaut werden.

Die Frauenkirche in München ist eine gotische Kirche, die im 15. Jahrhundert erbaut wurde. Sie ist bekannt für ihre imposanten Türme und das einzigartige Maßwerk in den Fenstern. Die Frauenkirche dient als Bischofskirche des Erzbistums München und Freising und ist ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt.

Die Kirche hat zwei Türme, von denen einer den Namen "Sattelkopf" und der andere "Zwiebelturm" trägt. Der Innenraum der Kirche ist beeindruckend und bietet Platz für bis zu 20.000 Personen. Die Frauenkirche hat auch eine berühmte Orgel, die von dem Orgelbauer Georg Jann aus Überlingen gebaut wurde.


Brunnenhof in the Residenz, Munich, Bavaria, Germany, Europe, 29. April 2007

Residenz München, Brunnenhof

Renaissance

Wörtlich übersetzt heißt ‚Renaissance‘ Wiedergeburt. Die Renaissance beischreibt eine gesellschaftliche Revolution, die den Menschen wieder in den Mittelpunkt rückt. Der Mensch beginnt intensiv über sich selbst nachzudenken. Es ist die Zeit der Entdecker und Gelehrten. Amerika wird entdeckt, der Buchdruck erfunden. Kunst und Kultur erleben eine Revolution. Die Renaissance gehört zu den schillerndsten und unverfänglichsten Epochen der Menschheit.


Kulturelle Eliten sorgen für einen einzigartigen Modernisierungsschub. In der Renaissance ist nicht mehr der Sakralbau allein stilprägend. Innerhalb weniger Jahrzehnte entstehen grandiose Bauwerke, Gemälde und Kunstwerke, die zu den bedeutendsten Werken er Menschheit gehören. Es ist die Zeit des Protokapitalismus, ein rasanter Wettbewerb zwischen Städten, Handelshäusern, Familien und Herrschern. Noch heute kennt unser Wortschatz Begriffe aus dem italienischen Bankwesen wie Giro und Konto, Kredit und Bankrott – Begriffe, die von italienischen Bankiers wie den Medici erfunden und geprägt wurden.

Die Medici wurden so ungeheuer reich, weil sie zu den Bankiers des Papstes aufgestiegen sind – in einer sehr wichtigen Zeit des Papsttums. Vor den Fuggern, die bald in Augsburg von sich reden machen werden, sind die Medici die größten Magnaten Europas. Meilenstein in der Architektur war beispielsweise die Kuppel der Kathedrale von Florenz. Das besondere war die 107 Meter hohe Kuppel mit einem Durchmesser von 45 Metern – sie wurde komplett ohne Lehrgerüst (Hilfsgerüste, die im Bauwesen zum Mauern von Bögen und Gewölben verwendet wurden) errichtet.

Klare geometrische Strukturen, Symmetrie und harmonische Proportionen wurden im Renaissance-Stil angestrebt, um ein vollkommenes Gleichgewicht zu erlangen. Zahlreiche Bauwerke entstanden nach der Proportionsregel des Goldenen Schnitts.

Die Fassade der Residenz München ist beeindruckend und zeigt die charakteristischen Merkmale der Renaissance Architektur, wie zum Beispiel Säulen, Bögen und Giebel. Im Inneren der Residenz findet man zahlreiche kunstvolle Zimmer, Säle und Kapellen, die mit Fresken, Stuckaturen und Gemälden geschmückt sind.

Besonders bemerkenswert ist der Antiquarium-Saal, der zu den größten Renaissancesälen Europas gehört. Er wurde im 16. Jahrhundert als Empfangshalle für die bayerischen Herrscher erbaut und ist heute ein Museum, das eine beeindruckende Sammlung antiker Skulpturen und Gemälde beherbergt.



Gesellschaftliche Entwicklung - Besseres Verständnis der Stilepochen


Zeitstrahl-Epochenübersicht

Zeitstrahl-Epochenübersicht

Im Mittelalter (500 – 1500) ist das Weltbild geprägt von einer strengen Ständeordnung. Der oberste Stand war der Klerus. Zu ihm gehörten alle Repräsentanten der katholischen Kirche wie Bischöfe, Pfarrer, Mönche und Äbte. Danach folgten der Adel und zum Schluss die Bauern.

Sowohl im geistigen als auch politischen Leben war die Kirche im Mittelalter eine äußerst einflussreiche Kraft. Bischöfe waren nicht nur mächtige Fürsten mit Landbesitz und Untergebenen, sondern berieten bisweilen sogar König und Kaiser.

Eine Kaiserkrone empfing der Herrscher aus den Händen des Papstes, was immer wieder zu Konflikten führte. Die Königswürde dagegen war keine Angelegenheit der Kirche! Ab dem Ende des 12. Jahrhunderts blieb die Wahl des Königs den deutschen Kurfürsten vorbehalten, deren Zahl ab 1257 auf sieben beschränkt wurde.

Der Beruf des Ritters entstand ab dem 9. Jahrhundert als die Kriegsführung zu Pferd immer bedeutender wurde. Soldaten mit Schlachtross und Rüstung waren für Kriegsherren äußerst wichtig, weshalb sie weitreichende Privilegien genossen.

Doch das Mittelalter steht auch für wegweisende Entwicklungen z.B. für die Gründung der ersten Universitäten oder das Erblühen der Städte und damit auch für den Aufstieg von Handel und Handwerk.

Im Spätmittelalter (1250 – 1500) erwuchs dem Glauben ein starker Konkurrent – die Wissenschaft. In einer komplexer werdenden Welt wollten die Menschen zunehmend mehr wissen, welche Regeln und Zusammenhänge sich hinter den Erscheinungen der Natur verbargen – der Verweis auf göttliche Schöpfung genügte vielen nicht mehr.



Barock

Es ist das Zeitalter der Inszenierung. Macht und Pracht zeigen – nicht nur der Adel, sondern auch die Kirche beabsichtigte, ihre Gläubigen von ihrer Macht zu überzeugen. Während Herrscher im Mittelalter umherreisten, um überall in Ihren Landen regelmäßig präsent zu sein bauten sie vom 16.Jahrhundert an feste Residenzen zu Herrschaftssitzen aus – prächtige Schlösser, gern abseits des städtischen Trubels, mit riesigen Parks und opulent dekorierten Festsälen.

Nach und nach entwickelten sich nun Staaten mit zentralen Verwaltungen, einem stehenden Heer und professionellen Beamten. Immer mehr Adlige kamen hierher, errichteten repräsentative Palais; suchten die Nähe des Königs, der nun nicht mehr in die Nähe ihrer Landgüter reiste.

Althergebrachte Rechte, etwa auf Posten oder Renten, zählten immer weniger, stattdessen entschied der Monarch nach Loyalität und Nützlichkeit, wer Ämter, Militärkommandos, geistliche Pfründen oder Pensionen erhielt. All diese wurden bei Hofe vergeben. Kein Wunder, dass sie alle herbeiströmten.

Asamkrche Altar

Asamkirche in München Sendlingerstr.


Der Sonnenkönig und der Absolutismus

Ludwig der XIV (1638 – 1715) schuf mit dem Schloss Versailles samt Residenzstadt den Prototypen eines absolutistischen Hofes, der in ganz Europa Nachahmung fand. Höfische Etikette nötigte die reichen Adligen immense Geldsummen für Kleidung auszugeben und ihre Zeit auf Bällen, Diners und anderen Festlichkeiten zu verbringen. Kein Aristokrat, der auf die Gunst des Königs angewiesen war, konnte seine Abwesenheit riskieren.

Vom ersten Augenblick an lässt der junge König keinen Zweifel an seinem unumschränkten Anspruch auf Alleinherrschaft. Er treibt die Entmachtung des Adels gezielt voran, beschneidet das Einspruchsrecht des Parlaments, erhebt neue Steuern aus eigener Kraft, bricht die Macht des Papstes über die französische Kirche und bringt die Kleriker des Landes hinter sich.

Die Barockzeit wird von zwei gegensätzlichen Polen bestimmt: dem Absolutismus als weltliche Herrschaftsform und der Kirche als Statthalter von Ewigkeit und Jenseits. Verständlich ist die Sehnsucht der Menschen nach Ordnung, Sicherheit und Geborgenheit, speziell nach den Wirren des dreißig jährigen Krieges, systematischen Hexenjagden usw.


Geheimcode der absoluten Macht im Barock:

  • Es geht immer um den Hof: Die Orte also, an denen man sah und gesehen wurde, an die es jeden zog, der es in Politik oder Gesellschaft zu etwas bringen wollte.
  • Es geht immer um Status: Gesellschaftliches Ansehen war die maßgebliche Währung. Von einer „Ökonomie der Ehre“ spricht der Historiker Andreas Pecar. Mehr Einfluss, mehr Macht, mehr Möglichkeiten.
  • Es geht immer um Beziehungen: Um sich zwischen all den Parteien und Interessen bei Hofe behaupten zu können, waren persönliche Beziehungen unerlässlich. Ich gebe Dir etwas, damit Du mir etwas gibst...
  • Es geht immer um die Show: Basis aller Politik bei Hofe und damit in ganz Europa war die Inszenierung. Macht und Einfluss konnte nur beanspruchen, wer den dafür notwendigen Status vorweisen konnte.
  • Es geht immer um Politik: Es war eine informelle Form von Politik, die nichts mit Verträgen oder Gesetzen zu tun hatte. Noch waren Politik, Wirtschaft, Religion, Gesellschaft und Kultur nicht klar voneinander getrennt. Alles floss ineinander, hatte miteinander zu tun.

Zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert entstanden Barockbauten nach einer symmetrischen Bauweise mit geschwungenen Formen im Grundriss. Die großzügig gestalteten Gebäude dienten also vorrangig als monumentale Repräsentationsbauten der Adelsfamilien und der katholischen Kirche. Innenräume erhielten üppige Verzierungen oft aus kostbaren Materialien wie Marmor und Goldauflagen. Mit Kartuschen - flächigen Dekorationsrahmen - und filigranen Stuckarbeiten wurden Wände, Fassaden und Decken ausgestattet. Prunkvolle Spiegelsäle sollten die Raumwirkung erweitern.

Der Lichteinfall in Kirchen war für die barocken Architekten ein wichtiges Gestaltungselement. Effekte aus Licht und Schatten sollten den Kirchenbesuch zu einem eindrucksvollen Erlebnis machen. Kolossalordnung (über zwei Geschosse verlaufende Säulen oder Pilaster), Kolonnaden (Säulengang mit geradem Gebälk), Volute (schmückendes schneckenförmiges Gestaltungselement) Geschwungene, große Treppen im Außenbereich sind typische Bauteile und Gestaltungselemente.

Die Asamkirche ist ein bedeutendes Beispiel für die Barockarchitektur. Sie befindet sich in München und wurde in den Jahren 1733 bis 1746 von den Brüdern Cosmas Damian Asam und Egid Quirin Asam erbaut. Die Kirche zeichnet sich durch ihre opulente Gestaltung aus, die reichhaltige Verzierungen, Fresken, Stuckarbeiten und Skulpturen umfasst. Die Kirche wurde als Gesamtkunstwerk konzipiert, bei dem Architektur, Malerei und Plastik in harmonischer Einheit zusammenwirken.

Die Asamkirche gilt heute als eines der bedeutendsten Beispiele für den bayerischen Barock und als herausragendes Denkmal der europäischen Kunstgeschichte. Sie zieht jährlich tausende Besucher an, die sich von der üppigen und prachtvollen Gestaltung beeindrucken lassen.



Rokoko

Rokoko ist genau genommen keine eigene Epoche, sondern ein Stil des Barocks mit bestimmten Merkmalen, die einfach leichter sind, als im Barock. Die Entwicklung des Rokokos als neuer Architekturstil lässt sich als Reaktion auf den pompösen, erhabenen Stil des französischen absolutistischen König Louis (Ludwig) XIV. verstehen, dessen Macht jegliche Gebiete des Lebens und der Kunst durchdrungen hatte.

Nach der repräsentativen, würdevollen Größe der Architektur des 17. Jahrhunderts sehnte man sich in der Baukunst des Rokokos nach mehr Intimität und Leichtigkeit. Die Architektur sollte elegant, bequem und besonders in der Innenausstattung komfortabel sein. So kam es im Rokoko zu einer herausragenden Beachtung des Interieurs, wobei die einzelnen Künste, wie Bildhauerei, Malerei und Kunsthandwerk zu einem regelrechten Gesamtkunstwerk beitrugen.

Theatinerkirche

Theatinerkirche

Der eigentliche Reiz der Rokokoarchitektur lag und liegt jedoch in der eher zurückhaltenden Fassadengestaltung und der hoch entwickelten Raumdekoration. Während es im Barock in erster Linie darum ging, die Macht des Fürsten durch die Pracht seiner Schlösser zu zeigen, so wurde es jetzt wichtiger, dass die Schlösser auch gemütlich und wohnlich wirkten.

Das ganze Wissen und Können, alle Wissenschaften werden eigesetzt, um die Menschen zu verzaubern. Barocke Kirchenbauten sind weniger pädagogisch ausgerichtet, sie wollen nicht belehren, sondern schlichtweg überrumpeln. Die Früchte von Erlösung und Gnade werden nicht aufgezählt, sondern sollen auf den ersten Blick sichtbar werden.

Der Begriff Rokoko stammt von dem französischen Wort "Rocaille", was so viel wie "Muschelwerk" bedeutet. Die Muschel war als Zier-Form zur damaligen Zeit besonders beliebt. Während die Menschen im Barock Symmetrie bevorzugten, zeichnet sich das Rokoko durch Asymmetrie und ausufernde Verzierungen aus.

Besonders bekannt in München sind die von François de Cuvilliés entworfenen Bauten wie das Residenztheater, die Amalienburg im Nymphenburger Schlosspark und das Schloss Lustheim. Diese Gebäude zeichnen sich durch ihre feingliedrige und filigrane Ornamentik sowie ihre pastelligen Farben aus.



Klassizismus

Glyptothek am Königsplatz

Königsplatz with Glyptothek

Die klassizistische Architektur lässt im Grundriss nur noch die Gerade, den rechten Winkel und bei Zentralbauten die Kreislinie gelten. Diese geometrische Ordnung führt im Aufriss zu glatten, großzügigen Flächen, Säulenordnungen sind rein konstruktiv bedingt, sie tragen Gebälk und dienen nicht nur zur Wandgliederung. Der symbolischen, repräsentativen Bedeutung kam im Klassizismus mehr Bedeutung zu, als der bloßen Nützlichkeit eines Bauwerks. Das Vorbild der klassizistischen Architektur waren vor allem die griechischen Tempel der Antike.

Zur Zeit des Klassizismus wurden zahlreiche Bauwerke, wie Paläste, Parlamentsgebäude, Kirchen, Rathäuser, Siegesdenkmäler und Stadttore in Anlehnung an die längst vergangene Epoche gebaut. Stilprägend für den Klassizismus ist besonders der Drang nach Monumentalität, Prunk und Größe. Beliebt war der von Säulen getragene Kuppelbau oder die Tempelfront mit dem typischen Dreiecksgiebel, dem Tympanon.

In München betätigte sich der Bayernkönig Ludwig I. (1786-1868) als Mäzen für Kunst und Kultur. Er berief zahlreiche Künstler und Architekten nach München und ließ Bauten im klassizistischen Stil errichten.

Die Glyptothek am Königlichen Platz, das Museum für die griechische Skulpturensammlung Ludwigs I., weist den klassizistisch monumentalen Charakter auf. Das symmetrische Bauwerk mit dem Eingang in der Mitte des Baukörpers besitzt eine monumentale Giebelfront, die von acht ionischen Säulen getragen wird.

Das klassizistische Stadttor Propyläen in München wird von zwei monumentalen Türmen zu beiden Seiten eingerahmt. Ein relativ flacher, tempelartiger Bau in der Mitte, mit dorischen Säulen und Dreiecksgiebel steht in Anlehnung an die Propyläen in Athen, das Tor zu einem heiligen Bezirk der Akropolis.


Architektur und Macht - Zusammenfassung

Architektur und Macht sind eng miteinander verbunden. Architektur wurde oft als Mittel zur Erhaltung und Ausübung von Macht genutzt. Beispiele dafür waren die imposanten Tempel, Paläste und öffentliche Gebäude, die von antiken Herrschern wie den Pharaonen im alten Ägypten oder den römischen Kaisern erbaut wurden, um ihre Autorität und ihren Status zu betonen.

Auch im Mittelalter und in der Neuzeit wurden architektonische Elemente wie Türme, Tore und Mauern genutzt, um Städte und Burganlagen zu befestigen und so die Macht und Kontrolle der Herrscher über ihre Territorien zu festigen. Im Barock und Rokoko wurden prächtige Paläste und Kirchen errichtet, um den Reichtum und die Macht der Adligen und der Kirche zu zeigen.

Auch in modernen Zeiten bleibt die Architektur ein Instrument der Macht. Regierungen und Unternehmen nutzen architektonische Symbole wie Wolkenkratzer, Regierungsgebäude und Denkmäler, um ihre Macht und Autorität zu unterstreichen und ihre Botschaften zu kommunizieren.


Architektur wird auf drei Wahrnehmungsebenen erlebt und beurteilt: einer pragmatischen, einer ästhetischen und einer emotionalen. Noch einfacher formuliert bedeutet dies: Architektur soll dienen, soll schön sein und soll uns bewegen.

Bei analytischer Suche stößt man auf drei andere Wahrnehmungsebenen, die in unserem Sehzentrum angesiedelt sind. Sie wirken zusammen und steigern sich vom Rationalen, über das Existentielle zum Seelischen.


„Architektur ist die Mutter aller Künste.

Ohne Architektur hat unsere Zivilisation keine Seele.“


About the author

Es ist wertvoller einen Ort im Detail zu erleben, als viele kleine Eindrücke eines unbegreifbaren Ganzen.

Genius Loci - den Geist eines Ortes für sich zu entdecken, einzufangen und zu erleben. Wahrnehmen - verstehen - genießen!

Als diplomierter Wirtschaftsingenieur mit zusätzlichem MBA-Studium an renommierter Universität in England (EMBA, EQUIS und AACSB akkreditiert) habe ich mehr als 30 Jahre auf C-Level (Vorstand Marketing und Vertrieb weltweit) für andere oft überraschende Wege zum Erfolg aufgezeigt.

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