Die Wallfahrtskirche „Zum gegeißelten Heiland auf der Wies“ – kurz die Wieskirche – ist das Herzstück des Pfaffenwinkels und die schönste Kirche der Welt, die 1984 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Über eine Million besuchen jährlich „das Meisterwerk menschlicher Schöpferkraft“. Sie ist Zeugnis einer untergegangenen Kulturepoche, nämlich der des bayerischen Barocks.
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"Holzfigur "Gegeißelter Heiland" wird gefunden...
Der Legende nach war eine wundersame Erscheinung der Anlass, auf einer eher unscheinbaren Wiese, unweit des oberbayrischen Örtchens Steingaden im 18. Jahrhundert eine prächtige und heute weltweit bekannte Wallfahrtskirche errichten zu lassen. Die von den Padres Straub und Scheiger angefertigte Statue fand nur in den Jahren 1732 – 1734 während der Karfreitagsprozession Verwendung und verschwand 1735 erst in der Kleiderkammer und später beim Klosterwirt, wo sie von dessen Kindern übel zugerichtet wurde.
1738 erbat sich die Wißbäuerin Maira Lori die Figur zum allabendlichen Gebet. Eines Abends währen des Abendgebets sollen aus den Augen der Statue des „gegeißelten Heilands“ einige Tränen geflossen sein. Diese wundersamen Tränen am 14.Juni 1738, den diese schmächtige, ungelenk wirkende Holzfigur vergossen haben soll, lösten den Bau der grandiosen Wieskirche aus.
Mit der tatsächlichen Erbauung in den Jahren 1745 bis 1754 wurden die beiden Brüder Johann Baptist und Dominikus Zimmermann beauftragt. Die offizielle Grundsteinlegung im Auftrag des bayerischen Kurfürsten Max Josef III. erfolgte nachträglich am 10.Juli 1746. Dominikus Zimmermann hatte sich mit seinen Kirchenbauten einen Ruf als herausragender Baumeister des Barocks in Bayern gemacht. Die Wieskirche sollte sein reifstes und schönstes Werk werden.
Schönheit durch künstlerische und theologische Kreativität
Herausragend ist die Schönheit, die durch die künstlerische und theologische Kreativität in der Wieskirche zum Ausdruck gebracht wurde. Mit der Idee, Rocailles, diese für das Rokoko so typische Muschelornamente, hat Zimmerman es meisterlich verstanden, sie als architektonisches Prinzip im Bau der Wieskirche zu verwenden. „In der Wies stehen wir in einem ungreifbar, unwirklichen Realraum, der uns Blicke freigibt auf die eigentliche Wirklichkeit: das Altarssakrament und oben den „Gnadenhimmel“, so der Kunsthistoriker Hermann Bauer sichtlich fasziniert.
Beim ersten Besuch ist man wahrhaftig überwältigt von dem hellen Licht, das die Kirche durchströmt und das Gold noch heller glänzen lässt. Erst nach und nach erschließen sich einem die vielen Details, die in der Wieskirche vorhanden sind. In der Wieskirche verbinden sich die heitere Leichtigkeit und lebendige Dynamik des Spätbarocks mit der Tiefe des wohl bedeutendsten Themas des Christentums, die Erlösung des Menschen durch die Leiden und den Tod Christi.
Der Chorumgang ist so angelegt, dass er den kreisförmigen Durchzug der Wallfahrer erleichtert. Oberhalb des Chores erheben sich beidseitig Emporen mit Arkaden, die von farbigen Marmorsäulen getragen werden.
Unglaublich
"Bach"- taugliche Orgel
Die Orgel findet ihre Ursprünge in einer zwei-manualigen Schleifladenorgel aus dem Jahr 1757.
1959 baute Gerhard Schmid aus Kaufbeuren in dem historischen Rokoko Gehäuse eine neue Orgel mit Schleifladen, mechanischer Spielkorrektur und pneumatischer Registratur. Ein Schwellwerk kam dazu. Aus der historischen Orgel von 1757 übernahm man 600 Pfeifen und einige Register. Heraus kam eine „Bach“-taugliche Orgel für Werke wie „Brandenburgische Konzerte, Johannes Passion oder Matthäus Passion.“
Was genau ist eine "Bach"- taugliche Orgel?
Eine Bach-taugliche Orgel ist eine Orgel, die besonders für die Aufführung von Werken des Komponisten Johann Sebastian Bach geeignet ist. Hier sind fünf Aspekte, die eine Bach-taugliche Orgel ausmachen können:
- Größe und Bauweise: Eine Bach-taugliche Orgel sollte groß genug sein, um die Klangvielfalt und Dynamik der Werke von Bach angemessen darstellen zu können. In der Regel hat sie mehrere Manualwerke und Pedale, eine Vielzahl von Registern und eine spezielle Bauweise, um eine klare Artikulation und eine gute Balance zwischen den verschiedenen Stimmen und Klangfarben zu ermöglichen.
- Stimmung: Sie sollte in einer speziellen Stimmung gebaut sein, die der mitteltönigen Stimmung ähnelt. Diese Stimmung ermöglicht eine klare Intonation der harmonischen Strukturen von Bachs Musik und sorgt dafür, dass alle Töne im harmonischen Kontext gut klingen.
- Sie sollte eine breite Palette von Registern haben, die es ermöglichen, die verschiedenen Klangfarben und Charakteristiken von Bachs Musik darzustellen. Bach verwendete oft Registerkombinationen, um bestimmte Effekte zu erzielen, und eine Bach-taugliche Orgel sollte in der Lage sein, diese Registerkombinationen genau und nuanciert zu reproduzieren.
- Außerdem sollte sie eine mechanische Traktur haben, bei der die Tasten und Register direkt mit den Ventilen verbunden sind, die den Luftstrom zu den Pfeifen steuern. Dies ermöglicht eine präzisere und direktere Kontrolle über die Klangfarbe und den Ausdruck der Orgel, was besonders wichtig ist, um Bachs komplexe und detaillierte Musik angemessen darzustellen.
- Eine große Pedal-Abteilung ist notwendig, um die vielen Pedalstimmen und -passagen in Bachs Musik angemessen darstellen zu können. Bach war ein Meister im Schreiben für das Pedal und nutzte es oft, um Basslinien und rhythmische Muster zu unterstreichen.
- Darüber hinaus sollte eine Bach-taugliche Orgel eine klare und projizierende Klangqualität haben, die es ermöglicht, die komplexen polyphonen Strukturen von Bachs Musik deutlich zu hören. Bach schrieb oft Musik mit vielen Stimmen und dichten Texturen, und eine Bach-taugliche Orgel sollte in der Lage sein, jede Stimme klar und deutlich hervorzuheben, damit die Komplexität und Schönheit seiner Musik voll zur Geltung kommen.
Spielbarkeit: Eine Bach-taugliche Orgel sollte so gebaut sein, dass sie eine schnelle und präzise Spielbarkeit ermöglicht. Bachs Musik erfordert oft schnelle Läufe, komplizierte Phrasierungen und präzises Pedalspiel, und eine gut spielbare Orgel kann dazu beitragen, diese musikalischen Anforderungen zu erfüllen.
Historische Authentizität: Eine Bach-taugliche Orgel sollte im Idealfall historisch authentisch sein, d.h. sie sollte so gebaut sein, wie Orgeln zu Bachs Zeiten gebaut wurden. Dies kann bedeuten, dass historische Bautechniken, Materialien und Stimmungen verwendet werden, um eine Orgel zu schaffen, die der Orgel ähnelt, auf der Bach gespielt hat. Eine solche Orgel kann dazu beitragen, die Musik von Bach in einem historischen Kontext zu interpretieren.
Was gibt's Prickelndes zu sehen
Rokoko Architektur in Vollendung
Die Wieskirche ist ein hervorragendes Beispiel für die Rokoko-Architektur mit einer Fassade, die mit dekorativen Elementen wie Muscheln, Engelsköpfen, Ornamenten und Wappen verziert ist.
Die Deckenfresken: Die Kirche hat eine beeindruckende Deckenfreske, die vom Maler Johann Baptist Zimmermann gemalt wurde und die himmlische Szene zeigt.
Die Stuckarbeiten: Die Wieskirche hat auch schöne Stuckarbeiten, die vom berühmten Künstler Dominikus Zimmermann ausgeführt wurden.
Rokoko Architektur in Vollendung
Orgel der Wieskirche
Die Orgel
Die Orgel in der Wieskirche, auch als "Hochaltars-Orgel" bekannt, gilt als eine der bedeutendsten Orgeln des deutschen Barock. Sie wurde im Jahr 1754 von dem Orgelbauer Johann Nepomuk Holzhey fertiggestellt und ist bis heute weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben. Die Orgel verfügt über 2 Manuale und ein Pedal sowie insgesamt 45 Register und über 3000 Pfeifen. Was die Orgel besonders macht, ist jedoch nicht nur ihre Größe und die Anzahl der Register, sondern auch ihre klangliche Vielfalt und ihr spezielles Gehäuse.
Das Orgelgehäuse ist kunstvoll verziert und mit zahlreichen Schnitzereien und vergoldeten Ornamenten versehen. Auch die Prospektpfeifen sind kunstvoll gestaltet und tragen zur beeindruckenden Erscheinung der Orgel bei. Die Klangvielfalt der Orgel wird durch die Verwendung von verschiedenen Spieltechniken, wie z.B. dem Einsatz von Zungenregistern, erreicht. Dadurch kann die Orgel sowohl sanfte, schwebende Klänge als auch kräftige, volltönende Töne erzeugen.
Die außergewöhnliche geographische Lage
Die Wieskirche, offiziell die Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies, liegt inmitten einer idyllischen Landschaft im bayerischen Voralpenland. Sie befindet sich etwa 70 Kilometer südwestlich von München und ist von sanften Hügeln und grünen Wiesen umgeben.
Die Lage der Wieskirche gilt als besonders reizvoll, da sie in einem abgelegenen Tal liegt und von einer atemberaubenden Naturkulisse umgeben ist. Sie wurde auf einem Hügel errichtet, der sich über der Wies, einem kleinen Fluss, erhebt. Dadurch hat man von der Kirche aus einen wunderschönen Ausblick auf die umliegenden Berge und das Tal.
Die Lage war auch von großer Bedeutung für ihre Entstehung und ihre Geschichte als Wallfahrtskirche. Im 18. Jahrhundert war die Region um die Wieskirche noch sehr ländlich und von armen Bauern geprägt. Die Wallfahrt zur Wieskirche bot den Menschen eine Möglichkeit, ihrem harten Alltag zu entfliehen und in der idyllischen Umgebung der Kirche Trost und Hoffnung zu finden.
Heute ist die Wieskirche nicht nur ein bedeutendes religiöses Zentrum, sondern auch eine Touristenattraktion von internationalem Rang. Die einzigartige Lage der Kirche trägt dazu bei, dass sie jedes Jahr knapp eine Million Besucher und Pilger aus aller Welt anzieht, die sich von ihrer Schönheit und ihrem Charme begeistern lassen.