März 28

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Maibaum – Tag des Irxenschmoiz

By Frank

März 28, 2023


Zu einer der beliebtesten Traditionen zählt in ganz Bayern das Maibaumaufstellen. Es ist der Tag des Irxenschmalzes (Kraft in den Armen und Schultern. Jedes Jahr am 1. Mai wird an zentralen Plätzen in Orten und Gemeinden der geschmückte und häufig mit dekorativen Schildern verzierter Baum aufgestellt. 

Manchenorts wird er mit der Rinde aufgestellt und andernorts geschält und weiß-blau gestrichen - (Baumrinde entfernt, da Käfer die bösen Geister seien) - mit bunten Bändern behängt, mit geschnitzten Figuren verziert und mit einem Kranz geschmückt.



AHA! Cool...


Geschichte und Traditionen

Maibäume sind schon im 13.Jahrhundert urkundlich belegt. Man begegnet ihnen in fast ganz Europa, aber auch außerhalb. Die Symbolik ist vieldeutig: Vertreibung der bösen Geister, Lob und Rüge für die Mädchen im Dorfe und Ehrenbezeigung für die Honoratioren.


Hexenbaum

Der Maibaum war einst ein Hexenbaum. Bei den Hexenverfolgungen des 17. Jahrhunderts die überall und jederzeit, und besonders in der Walpurgisnacht vom 30.April zum 1.Mai, die Umtriebe der bösen Geister vermuteten, fand der Maibaum besondere Förderung. Der Stamm des Baumes musste dabei sorgfältig abgeschält sein, damit die Hexen sich nicht unter der Rinde festsetzen können. Solcher Aberglaube war auch der Hauptgrund, dass das Maibaumsetzen von den Aufklärern des 18.Jahrhunderts häufig verboten wurde.

Diese Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist von ganz frühen Zeiten her eine ganz besondere Nacht gewesen. Die Kelten schon hatten sie „Beltane“ genannt und mit Freudenfeuer ein fröhliches Frühlings- und Fruchtbarkeitsfest gefeiert. Am bekanntesten ist die Sage vom Blocksberg im Harz. Dort sollen sich die Hexen mit Geistern und Dämonen treffen und gefährliche Zaubereien veranstalten. Wer sich das anschauen möchte, muss sich heimlich an einen Hexentanzplatz heranpirschen, sich einen Kranz aus Tausendgüldenkraut aufsetzen und sich mit dem ‘Hexenkraut’ Baldrian einreiben. Das sagt die Sage, aber zum Glück ist es nur Aberglaube...



Germanische Baumriten

Als Ursprung des Maibaumbrauchtums werden häufig germanische Baumriten genannt zur Verehrung der Waldgottheiten. In Vorchristlicher Zeit tanzten die Menschen um ausgesuchte Bäume als Zeichen des wiederkehrenden Frühlings, als Symbol für Wachstum und Fruchtbarkeit. Wie andere heidnische Kulthandlungen vermischte sich der Maibaum, der in einigen Gegenden auch als "Marienbaum" bezeichnet wird, mit christlichem Brauchtum, war aber auch zeitweise verboten.

Seit dem Mittelalter kennt man geschälte und geschmückte Maibäume als Sinnbild für Gedeihen und Segen. Im Laufe der Zeit wurden neben Kränzen und Bändern auch kleine Tafeln an Querbalken am Maibaum angebracht. Darauf sind Handwerk und Gewerbe des Ortes, auch die Kirche, das Rathaus und die Schule vertreten. Im 19.Jahrhundert kam der Ortsmaibaum auf, bevorzugt in Bayern für selbstständige Gemeinden als Zeichen ihres Selbstbewusstseins.

Die Geschichte lehre jedoch, dass viele uralte Bräuche christianisiert wurden. Überall dort, wo die Kirche heidnische Feste nicht verbieten konnte, stellten sie die Bräuche in einen christlichen Zusammenhang, möglichst mit dem nächsten christlichen Feiertag

Der älteste schriftliche Hinweis auf einen Maibaum stammt von Caesarius von Heisterbach. Der Zisterziensermöch schrieb um 1222 in seinem Kloster bei Königswinter in der Nähe von Bonn eine Abhandlung über die Sitten- und Kulturgeschichte seiner Zeit. Dass der Maibaum etwas mit dem Erwachen der Natur zu tun hat, liegt nahe. Schließlich wird der Baum auch mit Maien geschmückt. So werden junge Birken genannt, weil diese als erste aus der Winterstarre erwachen.

Auch Martin Luther übersetzte in Psalm 118, "Schmücket das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars". Die Birke gilt als Symbol für Kraft und Anmut, Lebenswillen und Trost, Licht sowie Heiterkeit.


Birke als Liebesbeweis

Die Tradition der Liebesmaien ist in etlichen Regionen sehr beliebt. Hierbei ist es Brauch, dass die jungen unverheirateten Männer eines Dorfes vor den Häusern bzw. Fenstern ihrer Freundinnen oder Angebeteten kleine Bäume, sogenannte Maien (meist Birken) aufstellen. (In Städten muss ein Birkenzweig vor dem Fenster genügen :-))  Hüten sollte man sich dagegen vor Tannen, Kirsch- oder Dornenzweigen! Das sind Schandmaien und werden Mädchen geschenkt, die bloßgestellt werden sollen.

Dann sind die Bäume oft mit buntem Krepp-Papier und einem sogenannten Mai Herz, auf dem der Name der Geliebten oder ein Spruch steht, aus Holz oder festem Karton geschmückt. Der Maibaum bleibt in der Regel einen Monat lang stehen, bevor ihn derjenige wieder abholt, der ihn auch aufgestellt hat. Zumeist ist dies mit einer Anerkennung durch die Frau verbunden, wie beispielsweise einer Einladung zum Essen.


Brauch und Tradition

Heutzutage wird der Maibaum eine Woche vor dem 1.Mai gefällt, dann ist die sogenannte "Maibaum-Woche", in der der Maibaum an einem geheimen Ort (bei einem Bauern im Stall bzw. in der Tenne oder auf dem Heuboden) versteckt liegt und wo die Bewacher (meistens die Landjugend des jeweiligen Ortes) nächtigen. Ab und zu spricht sich der Ort des versteckten Maibaums herum und andere Landjugendgruppen versuchen den Maibaum zu stehlen. Geschmückt wird der Baum dann erst in der Nacht zum 1.Mai.

Interessant ist, dass sowohl das Stehlen des Baumes aus dem Wald wie auch das Stehlen eines gefällten, aber noch nicht aufgestellten Baumes auch noch in der Rechtsprechung nicht als Delikt gesehen, sondern nach wie vor als Brauch betrachtet wird.


Maibaum stehlen

Rund um die Tradition des Maifestes ist es entscheidend, in der Nacht vor dem 1.Mai den Maibaum gut zu bewachen, denn wie der Brauch so will versuchen Nachbargemeinden sich gegenseitig zu bestehlen. Sind die Dorfburschen unaufmerksam und es gelingt den Maibaum zu entwenden, muss dieser ausgelöst werden. Bis zum 1. Mai bleibt in der Regel genug Zeit für das Auslösen und den Rücktransport. Beim Auslösen des gestohlenen Baums wird mit den Dieben ein Preis ausgehandelt. Üblicherweise Getränke und Essen.


Regeln fürs Maibaumstehlen

  • Legt ein Bewacher seine Hand auf den Stamm, darf der Maibaum von den Dieben nicht mehr angerührt werden. Werden die Diebe innerhalb der Gemeindegrenze beim Abtransport überrascht, müssen sie ihre Beute kampflos zurückgeben.
  • Aufgestellte Bäume dürfen nicht mehr gestohlen werden
  • Der Schmuck von Bäumen darf nicht gestohlen werden, nur der Stamm
  • War der Diebstahl erfolgreich, treten die Parteien in Rückgabeverhandlungen ein. Dabei dürfen keine überzogenen Forderungen gestellt werden.
  • Traditionsgemäß helfen die Maibaumdiebe nach Rückgabe der Beute den Bestohlenen beim Aufstellen und übernehmen gegebenenfalls auch das Schmücken.
  • Das Stehlen des Maibaums im eigenen Ort ist tabu.



Unglaublich


Das traditionelle Maibaum-Kraxeln

Maibaumkraxeln mit Schweinepech

Maibaumkraxeln

Hat der Maibaum die Nacht unbeschadet überstanden, wird er bei tosendem Beifall eingeweiht. Dazu gehört aber auch eine Mutprobe der besonderen Art. Mit bloßen Händen, in Lederhosen und mit nacktem Oberkörper wird versucht, so rasant als möglich, die Spitze des Baumes zu erklimmen. Um auch nur eine Chance zu haben, in 15 Meter Höhe (bis zu 40 Meter Höhe!) die Glocke zu läuten, wird eine geheimnisvolle Harzmischung eingesetzt. Eine Mischung aus Harz und Schweinepech verspricht Halt und den idealen Griff unerschrockene Kletterer. Das Klettern am Stamm hoch heißt im Dialekt "Häzen".


Akrobatik auf dem Maibaum

In waghalsiger Höhe klettern beispielsweise die Zeilarner Maibaumsteiger (Zeilarn in Rottall-Inn) und machen dabei gewagte akrobatische Figuren. Mut, Geschicklichkeit und eine klebrige Pechmischung zur Sicherung sind natürlich vorausgesetzt. 

Bei den Figuren handelt es sich um akrobatische Leistungen, bei denen mindestens zwei Maibaumsteiger beteiligt sind. So legt sich bei der Figur "Schwimmen" ein Steiger einen alten Feuerwehrgurt um, an dem ihn ein zweiter festhält. Nur gehalten von seinem Kollegen tut der Kraxler so, als würde er in der Luft Brustschwimmen. Die Maibaumkraxler müssen natürlich schwindelfrei sein und sich blind vertrauen. Eine Grundregel ist für die  die mitmachen ist, dass man jederzeit sagen kann, wenn die Kraft nachlässt - dann wird die Figur abgebrochen und komplett aufgehört.

Wieder mit festem Boden unter den Füßen wird der Held des Tages gefeiert und das Fest in vollen Zügen genossen. 



Was gibt's Prickendes zu sehen


Das Maibaum-Aufstellen

Gelingt es den Baum erfolgreich zu bewachen, so kann am 1.Mai das Aufrichten, häufig am Dorfplatz, beginnen. Ein ungeschriebenes Gesetz schreibt vor, dass das Aufstellen allein mit Muskelkraft und mit Hilfe von Stangen (Schwalben) zu geschehen hat.

Das Aufstellen von Maibäumen muss nicht extra genehmigt werden. Der Grund: Gemäß der Bayerischen Bauordnung sind Masten, die aus Gründen des Brauchtums aufgestellt werden, verfahrensfrei - und das schließt auch Maibäume mit ein. Trotzdem darf natürlich nicht überall ein Maibaum aufgestellt werden. So muss zwingend das Einverständnis des Grundstückseigentümers vorliegen. In den meisten Fällen ist das Aufstellen auch mit einer öffentlichen Veranstaltung verbunden. Und diese muss bei der zuständigen Gemeinde angezeigt werden. Werden dabei auch alkoholische Getränke ausgeschenkt, ist außerdem eine gaststättenrechtliche Gestattung notwendig. 

Beim traditionellen Aufstellen wird der Baum mit sogenannten "Schwalben" (gestaffelt lange Stangen) aufgerichtet. Hier kommt es vor vor allem auf die richtige Zusammenarbeit an. Durch ungleiches Anheben könnte der Baum etwa rutschen oder einer der "Schwalben" brechen. Deswegen ist es sinnvoll, Ersatz-"Schwalben" und zusätzliche Leute bereit zu haben. Zudem sollte der Baum während des Aufstellens auch noch extra gesichert werden - zum Beispiel mit einer Seilwinde, Kran oder dgl. 

Beim Befestigen im Boden kann der Baum entweder mit Bolzen zwischen zwei einbetonierten U-Eisen oder in der Erde befestigt werden. Die U-Eisen bieten den Vorteil, dass dadurch genau festgelegt wird, wie der Baum angehoben werden kann. 


Versicherung - Was passiert wenn etwas passiert?

„Stellt ein Verein den Maibaum als vereinseigenen Maibaum auf, dann muss dieser Verein bei seiner Haftpflichtversicherung nachfragen, ob dafür Versicherungsschutz besteht. Besteht kein Versicherungsschutz in der Vereinshaftpflicht, dann kann eine Haftpflichtversicherung für das Aufstellen und ein Jahr Standzeit abgeschlossen werden. Das ist dann die sogenannte Maibaumversicherung.“


Wie lange darf ein Maibaum stehen bleiben?

Maximal fünf Jahre, dann muss er spätestens wieder abgebaut werden. Allerdings muss der Baum jedes Jahr auf seine Standsicherheit überprüft werden. Auch dabei gibt es rechtliche Vorgaben, wie Klaus Leuthner erläutert: „Im ersten Jahr darf ein Fachmann in Sachen Holz, also zum Beispiel ein Schreiner, den Zustand des Baumes checken. Im zweiten Jahr muss ein Holz-Sachkundiger anrücken. Das ist jemand, der eine spezielle Maibaum-Fortbildung mitgemacht hat. Ab dem dritten Jahr ist die Kontrolle dann nur noch durch einen öffentlich bestellten Sachverständigen zulässig.“ (Quelle: Idowa Nachrichtenportal)

About the author

Es ist wertvoller einen Ort im Detail zu erleben, als viele kleine Eindrücke eines unbegreifbaren Ganzen.

Genius Loci - den Geist eines Ortes für sich zu entdecken, einzufangen und zu erleben. Wahrnehmen - verstehen - genießen!

Als diplomierter Wirtschaftsingenieur mit zusätzlichem MBA-Studium an renommierter Universität in England (EMBA, EQUIS und AACSB akkreditiert) habe ich mehr als 30 Jahre auf C-Level (Vorstand Marketing und Vertrieb weltweit) für andere oft überraschende Wege zum Erfolg aufgezeigt.

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