Oktober 27

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Schloss Herrenchiemsee – das bayerische Schloss Versailles

By Frank

Oktober 27, 2023


Schloss Herrenchiemsee, das „bayerische Versailles“, ließ König Ludwig II von Bayern auf einer 240ha großen Insel im Chiemsee errichten.

Der Verwirklichung gingen insgesamt 13 Planungsphasen voraus. 1878 wurde der Bau des „Bayrischen Versailles“ nach Plänen von Georg von Dollmann, Architekt und Ober Hofbaudirektor unter König Ludwig II, begonnen.

Die Herreninsel ist die größte der drei Inseln im Chiemsee. Sie ist 2,5 km lang und 2,1 km breit. Auf der Herreninsel gibt es nur wenige Gebäude wie das Schloss Herrenchiemsee, das Chorherrenstift, die Seekapelle und einige Wirtschaftsgebäude. Das damals ansässige Kloster Herrenchiemsee wurde bereits im 7. Jahrhundert gegründet. Bis zum 19. Jahrhundert war die ganze Insel noch im Besitz dieses Klosters.


Im 18. Jahrhundert wollte der damalige Besitzer Alois von Fleckinger die Herreninsel an ein württembergisches Holzhändler-Konsortium verkaufen, die die uralten Waldbestände der Insel abholzen wollten. Auf Petition der Chiemsee-Gemeinden schritt König Ludwig II. ein und erwarb 1873 die Insel im Chiemsee für 350.000 Gulden.

Während Schloss Linderhof und Schloss Neuschwanstein die mittelalterliche Ritterromantik verkörpern, sollte dieses Schloss ein Denkmal für den verehrten Sonnenkönig König Ludwig XIV. von Frankreich werden. Jedoch strebte Ludwig II. nie einen Regierungssitz mit Hofgesellschaft an, sondern ließ Schloss Herrenchiemsee als Privatresidenz bauen, in deren weitläufig gestalteten Fluren und Zimmern er sich ungestört aufhalten konnte.

Mit dem neuen Schloss Herrenchiemsee verwirklichte er einen Prachtbau, nachdem er 1874 von einer Frankreichreise zurückgekehrt war. Als Abbild von Versailles sollte dieses Schloss ein „Tempel des Ruhmes“ für König Ludwig XIV von Frankreich werden, den der bayerische Monarch grenzenlos verehrte.



AHA, Cool...


Insel Herrenchiemsee hat zwei Schlösser

Herrenchiemsee ist weltweit die wahrscheinlich einzige Insel mir zwei Schlössern. Neben dem Neuen Schloss von König Ludwig II gibt es auch noch das Augustiner Chorherrenstift, das auch „Altes Schloss“ genannt wird

Vorab vereinfacht zusammengefasst - das Schloss auf der Insel Herrenchiemsee ist die wohl weltweit einzige Kopie von Schloss Versailles in Frankreich. Baulich ist es kleiner als Versailles, hat eine barocke Fassade und eine streng symmetrische Gartenanlage. Die geplanten jeweils 124 Meter langen Seitenflügel wurden nie fertiggestellt und später wieder abgetragen.

Schloss Herrenchiemsee ist das prachtvollste der Ludwig-Schlösser, auch wenn es zu großen Teilen unvollendet ist. 50 von 70 Zimmer sind im Rohbau, bemalte Leinwände verbargen damals die unvollendeten Räume, als König Ludwig II. sein neues Schloss bewohnte, nur etwa 10 Tage lang.


Tempel des Ruhmes

Als Abbild von Versailles sollte dieses Schloss ein „Tempel des Ruhmes“ für König Ludwig XIV. werden, den der bayrische Monarch grenzenlos verehrte. Hier ein paar interessante, ja beeindruckende Fakten:


  • Das Speisezimmer beherbergt einen versenkbaren Esstisch ("Tischlein-deck-dich"), das einen Stock tiefer gefahren werden konnte zur Eindeckung. Eine Küche jedoch gab es nicht.
  • Ein herrliches Erlebnis sind die Herrenchiemsee Festspiele, die jährlich diesen Saal, den Spiegelsaal in einen Konzertsaal verwandelt. Ein Erlebnis für Augen und Ohren, welches Sie so schnell nicht vergessen werden.
  • Man muss nicht erwähnen, dass das Paradeschlafzimmer imposant und prunkvoll angelegt und ausgestattet wurde. Vom Paradeschlafzimmer blickte man direkt in den Ehrenhof. Besonders die blaue Glaskugel vor dem Bett des Königs versprüht ein gewisses magisches Licht, das sich von dem der anderen Räume deutlich unterscheidet. Der Hoftheatermeister des Königs soll fast ein Jahr an der Bemalung der Kugel gearbeitet haben, ehe das Licht dann endlich den Vorstellungen des Königs entsprach.
  • (Botschaftertreppe in Versailles: Wie alle machtbesessenen Regenten hat auch Ludwig XIV. den Weg der Annäherung an hoheitsvolle Person grandios für sich und demütigend für seine Besucher gestaltet.)
  • Das Schloss wurde mit damals sehr moderner Technik ausgestattet. So verfügte es über eine Warmluftheizung (heutzutage Fernwärme), die von einem großen Kessel im Keller versorgt wurde.



Unglaublich


Spiegelsaal

Der Spiegelsaal ist mit 75 Metern Länge größer als der in Versailles und hat statt 17 Großspiegel 23. Zur Erhellung des Saals waren 1.848 Kerzen vorgesehen. Spiegel sollten den Raum optisch größer wirken lassen und sowohl das Tageslicht als auch das Licht der Kerzenlüster und Kronleuchter zur perfekten Ausleuchtung des Raumes widerspiegeln. Die Spiegelsäle waren oft als Festsäle konzipiert und die Höhepunkte in den Raumfolgen der Paradezimmer der Schlösser. 17 große Wandspiegel und 33 Deckenlüster, goldverzierte Stuckarbeiten und herrliche Deckengemälde sorgen für ein einzigartiges Ambiente. Jedes Jahr finden hier im Sommer die Konzerte im Rahmen der Herrenchiemsee-Festspiele statt.


Dampfbetriebene Materialbahn

Für das riesige Bauprojekt wurde sogar eine dampfbetriebene Materialbahn vom Schiffsanlegesteg bis zur Baustelle installiert und insgesamt 600 Arbeiter engagiert. 9 Mio. Ziegel und knapp 5 kg Blattgold wurden verbraucht.



Prunktreppenhaus

Das Prunktreppenhaus wird von einer hochmodernen Glasdachkonstruktion überdacht, dass einen offenen Himmel suggerierte.




Auch die Kronleuchter können mechanisch herabgelassen werden, um sie mit Kerzen zu bestücken, bis zu 40.000 Kerzen pro Aufenthalt wurden verbraucht, um den Nachtmenschen König Ludwig II. das Wandeln zu erleichtern.

Materialbahn Rollen auf Gleis

Materialbahn Rollen auf Gleis

Treppenhaus Herrenchiemsee

Treppenhaus Herrenchiemsee



Was gibt es Prickelndes zu sehen?


Die Gartenanlage


Gartenanlage Schloss Herrenchiemsee

Gartenanlage Schloss Herrenchiemsee

Zum Schloss gehört auch eine prächtige Gartenanlage mit großen Brunnen - in wahrer Genuss für die Augen. Diese Opulenz ist kaum zu begreifen.

Ebenso wie das Neue Schloss Herrenchiemsee sollte auch der Park nach dem Wunsch König Ludwigs II. keine detailgetreue Kopie der Versailler Anlage sein. Die Planungen beschränkten sich vorwiegend auf jene Bereiche, die von den Haupträumen des SchlossmitteltraktesParadeschlafzimmer und Spiegelgalerie – zu sehen waren.

Die Arbeiten an den Gartenanlagen wurden 1882 - vier Jahre nach Grundsteinlegung des Schlosses – begonnen. Ein 120 x 240 Meter großen Garten. Beim Tod des Königs 1886 waren die Gartenteile entlang der wichtigen Hauptachse mit ihren berühmten Brunnen und Wasserspielen fertig gestellt, der Apollobrunnen und die Schiffsanlegestelle blieben unvollendet.

Latona Brunnen mit Schildkröten und Fröschen

Latona Brunnen

Der wichtige Bestandteil "Parterre d'eau", bestehend aus zwei großen Bassins mit den Figuren der Fama und Fortuna, das Blumenparterre mit dem Latonabrunnen (mit wasserspeienden Schildkröten und Fröschen) sowie der "Grand Canal" sind heute noch zu bewundern.


Der Park wurde damals elektrisch beleuchtet, eine Weltneuheit.


Ursprünglich war der Nachbau der Parkanlage im Sinne von Versailles im Graswangtal bei Ettal geplant. Da sich die vorhandene Fläche als zu klein erwies erwarb Ludwig II. für sein Vorhaben dann im Jahr 1873 die Chiemsee-Insel Herrenwörth. Dafür entstand in Ettal das Schloss Linderhof.



Marmorbad

Im Erdgeschoss befindet sich das Marmorbad, das bei Befüllung ca. 60.000 Liter Wasser fasst.

Mamorbad Herrenchiemsee

Mamorbad Herrenchiemsee



Das Alte Schloss

Augustiner Chorherrenstift, Luftaufnahme

Altes Schloss, Augustiner Chorherrenstift

Herrenchiemsee ist weltweit die wahrscheinlich einzige Insel mit zwei Schlössern. Neben dem Neuen Schloss von König Ludwig II gibt es auch noch das Augustiner Chorherrenstift, das auch das „Alte Schloss“ genannt wird. Der Erzbischof von Salzburg ließ um 1130 das Augustiner Chorherrenstift erbauen. König Ludwig II. erwarb das Kloster und ließ danach in der Anlage Privaträume einrichten. Seit dem Jahr 2001 befindet sich im Nordflügel der Stiftsanlage eine Gemäldegalerie mit Bildern des Malers Julius Exter. Das ehemalige Kloster ist eine der ältesten Klosteranlagen Bayerns. Im Zuge der Säkularisation wurde auch das Kloster auf Herrenchiemsee im Jahr 1803 aufgehoben.


Im "Alten Schloss" tagte 1948 der Verfassungskonvent,

in dem das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ausgearbeitet wurde.


Genau wie das Schloss Versailles selbst immer wieder im Mittelpunkt der Geschichte stand, so rückte im Nachkriegsdeutschland auch die Herreninsel in das großgeschichtliche Bedeutungsfeld: Vom 10. bis 23. August 1948 hat der Verfassungskonvent den Entwurf für das heutige Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland auf der Herreninsel in den Räumen des früheren Augustiner-Chorherrenstift ausgearbeitet - einem zweiwöchigen Marathon, versüßt nur mit Bier, Wein und Zigarren.

In den Lehrbüchern der Diplomatie kann man lesen, wie wohltuend und wichtig abgelegene Plätze für die Kunst des Verhandelns sind. Vom 10. bis 23. August trafen hier Politiker und Verfassungsexperten zusammen, um drei Jahre nach dem Krieg ein Wertefundament für den künftigen Weststaat zu formulieren.

Das Grundgesetz ist ohne Herrenchiemsee nicht zu begreifen. Fast wünscht man sich, Märchenkönig Ludwig hätte der Verfassung zu Ehren ein Schloss mit 18 Sälen errichtet, je einen Saal pro Grundrecht…



About the author

Es ist wertvoller einen Ort im Detail zu erleben, als viele kleine Eindrücke eines unbegreifbaren Ganzen.

Genius Loci - den Geist eines Ortes für sich zu entdecken, einzufangen und zu erleben. Wahrnehmen - verstehen - genießen!

Als diplomierter Wirtschaftsingenieur mit zusätzlichem MBA-Studium an renommierter Universität in England (EMBA, EQUIS und AACSB akkreditiert) habe ich mehr als 30 Jahre auf C-Level (Vorstand Marketing und Vertrieb weltweit) für andere oft überraschende Wege zum Erfolg aufgezeigt.

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