Mai 9

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Schloss Neuschwanstein – „das Märchenschloss“

By Frank

Mai 9, 2020


Es gibt wohl kaum ein Gebäude weltweit, das so oft fotografiert wurde, wie Ludwigs Märchenschloss.


Das weltbekannte „Märchenschloss“ des bayerischen Königs Ludwig II wurde 1869 – 1886 im neuromanischen Stil erbaut. Dieses ließ der König auf einem zerklüfteten Felsen in malerischer Bergszenerie errichten. Am 5. September 1869 wurde der Grundstein des Schlosses gelegt. An der Baustelle wurde Tag und Nacht gearbeitet, sodass teilweise bis 1880 mehr als 300 Arbeiter vor Ort waren.


Schloss Neuschwanstein hat eine Architektur, über die Kunsthistoriker nur den Kopf schütteln. Ludwig entwickelte keinen neuen Architekturstil, sondern bediente sich aus einem historischen Fundus sprich aus dem Frankreich des 17. Und 18. Jahrhundert, aus der germanisch-mittelalterlichen Mythenwelt und aus dem orientalischen Märchenzauber.

Ein Vorbild war die Festung Wartburg. 1867 besuchte König Ludwig die mittelalterliche Festung Ort des „Sängerkriegs“, den Wagner in seinem „Thannhäuser“ als Oper wiederaufleben ließ. Vom Schauplatz dieses „Kriegs“, dem Sängersaal, war König Ludwig so beeindruckt, dass er diese Halle im Schloss nachbauen ließ.



AHA! Cool ...

Es wurden mehr als 465 t Salzburger Marmor, fast eine halbe Million Ziegelsteine und ca. 1600 t Sandstein verbaut. Zudem wurden mehr als 2000 m³ Holz für Baugerüste benötigt, die teilweise über 60 m hoch waren. Mehr als 40 Menschen kamen bei dem Bau ums Leben. Von innen ist Neuschwanstein genauso üppig wie von außen. Überladen, düster, wuchtig. So wie die Musik Richard Wagners, die Ludwig so sehr liebte.


"Ein Gang durch Neuschwanstein ist wie ein Rausch. So viele Eindrücke."


"Neue Burg Hohenschwangau" (die Bezeichnung "Neuschwanstein" entstand erst nach dem Tode des Königs). Sie sollte eine bessere Illusion einer idealen mittelalterlichen Burg geben als Hohenschwangau. Entscheidend dabei war die Idee der Vollendung: Der "Wiederaufbau" sollte stilreiner sein und ausgestattet mit allen modernen technischen Errungenschaften.

Übrigens, der Grundstein von Schloss Neuschwanstein wurde erst Ende 2019 gefunden. Aus Bauplänen war ersichtlich, dass dieser im Ritterbad (wurde nie fertiggestellt) befindet und dahinter eine Metallkapsel liegt, in der Grundsteinlegungsurkunde, Porträts von Ludwig II, Bauentwürfe und eine Figur der Heiligen Maria zu finden sind. Ein Sprengkommando des LKA suchte die Wände für Stunden ab, bis der Stein lokalisiert werden konnte. Den Stein aus dem Gemäuer rausnehmen will man aus Denkmalschutzgründen nicht.



Unglaublich


Seine Majestät war ein Technik-Freak

Natürlich wollte Ludwig II. es auch behaglich haben. Ein knisterndes Feuer im Kamin mag romantisch sein, doch Majestät bevorzugten stattdessen eine hochmoderne Heißluft-Zentralheizung. Dafür, dass die Speisen auf dem Weg zum König nicht kalt wurden, sorgte ein Speiseaufzug. In allen Stockwerken gab es fließendes Wasser, in der Küche sogar heiß und kalt. Das Wasser wurde aus einer Quelle in den Bergen gefangen, das dann durch den eigenen Druck im ganzen Schloss geflossen ist.

Für die damalige Zeit war das Schloss ein Wunderwerk der Technik. Selbst die Toiletten hatten eine automatische Spülanlage. Die Toilette sah aus wie ein echter Thron. Für die Spülung wurde auf dem Dach Regenwasser gesammelt. Normalsterbliche hatten zu dieser Zeit weniger edle Plumpsklos

Und es gab sogar Telefone und Sprechanlagen. Über eine batteriebetriebene Klingelanlage konnte Ludwig II etwa seine Diener rufen. Diese sahen an einer großen Tafel, wo er sich befand. Im Obergeschoss gabe es Telefonanschlüsse allerdings war mit ihnen allein das benachbarte Schloss Hohenschwangau zu erreichen.


Puttenschlitten - erstes elektrisch beleuchtetes "Fahrzeug"

Schloss Neuschwanstein – „das Märchenschloss“

Gemälde nächtliche Schlittenfahrt König Ludwig II

Ludwigs Puttenschlitten war vermutlich das erste elektrisch beleuchtete Fahrzeug überhaupt. Die gläserne Krone des Gefährts war mit einer Glühbirne ausgestattet. Wenn die nächtliche Landschaft in gleißendes Licht getaucht wurde, war das für einfache Bauern fast schon wie eine Erscheinung.

Wie durch ein Wunder hat eine originale Glühbirne dieses Schlittens Revolution und zwei Kriege überstanden. Sie befindet sich mittlerweile in Regensburg, im Haus der Bayerischen Geschichte und ist sogar noch funktionstüchtig.

Nur wenige Jahre später ist es wiederum Ludwig, der modernste Technik, ähnlich der Beleuchtung der Venus-Grotte, für die Allgemeinheit einsetzt. Er will das Münchner Nationaltheater elektrifizieren. Nicht mit Kohlebogenlampen, sondern mit den wesentlich leiseren Glühbirnen, wie auf dem Programmzettel der Premiere im Jahre 1885 stolz vermerkt ist. 

Auch wenn weltweit vor allem die Königsschlösser bekannt sind: Was Ludwig II. an Technik eingeführt hat, prägt Bayern nach wie vor. Einige Unternehmen, die er damals gefördert hat, gehören heute zu den Tragsäulen der bayrischen Wirtschaft.



Was gibt es Prickelndes zu sehen?


Thronsaal

Ein absolutes Highlight stellt der 15 Meter hohe, in Blau und Gold gehaltene und mit einem wunderschönen Mosaikboden ausgestattete Thronsaal dar. Er ist dem Stil einer byzantinischen Basilika nachempfunden. Der sakral wirkende Prunkraum mit dem mächtigen, vier Meter hohen Kronleuchter erstreckt sich über das dritte und vierte Obergeschoss und den gesamten Westteil des Palas. Während bereits an Neuschwanstein gebaut wurde, änderte Ludwig II. seine Pläne und Vorgaben.

So wurde zum Beispiel aus einem bescheidenen Audienzzimmer ein riesiger Thronsaal im byzantinischen Stil. Um die Statik des Gebäudes nicht zu gefährden, kamen hier hochmoderne Doppel-T-Stahlträger zum Einsatz. Die Säulen im Thronsaal sehen zwar massiv aus, sind aber keineswegs aus massivem Marmor: Sie bestehen aus gusseisernen, mit Stuckmarmor verkleideten Rohren.


Sängersaal

Die beiden größten Räume des Schlosses sind der Thron- und der Sängersaal. Der Sängersaal befindet sich im vierten Stockwerk im östlichen Trakt des Palas. Die Wohnung des Königs liegt direkt darunter. Vorbild ist der Sängersaal der Wartburg in Eisenbach. 27 Metern lang und etwa 10 Meter breit ist er der größte Raum des Schlosses. Elemente des Sängersaals sind der Tribüneneingang, die Sängerlaube, Ostwand mit Fensterreihe, die Tribünenwand mit Balkons über der Galerie und eine reich kassettierte Decke.

Sie folgt den Linien der Dachkonstruktion. Dem Saal wird so eine enorme Höhe verliehen. Durch die holzgetäfelten Felder der Decke erhält der Raum einen wunderbaren Raumklang. Die Felder werden von farbigen und goldenen Ornamenten und von Darstellungen aus dem Tierkreis geziert. Das Bildprogramm dieses Festsaals befasst sich mit Motiven aus Lohengrin und dem Parzival-Epos.


Marienbrücke

Schloss Neuschwanstein – „das Märchenschloss“

Marienbrücke

Schon Maximilian II. hatte in der Umgebung von Hohenschwangau Wege und Aussichtspunkte anlegen lassen, um die Landschaft genießen zu können. Als Geburtstagsgeschenk für seine bergsteigende Gemahlin Marie ließ er in den 1840er Jahren die "Marienbrücke" hoch über der Pöllatschlucht errichten. Damals war sie noch aus Holz und gewährte der naturverbundenen Königin Blicke in die Pöllatschlucht und auf die umliegende Bergwelt.

In 90 Metern Höhe schwingt sich die Marienbrücke dramatisch über die Pöllatschlucht im südöstlichen Allgäu. Sie eröffnet einen wahrlich pompösen Blick auf Schloss Neuschwanstein. Immerhin, das Ding ist mittlerweile fast 150 Jahre alt und seine Geländer sogar noch im Original erhalten.

Drei Jahre später wurde mit dem Bau seines Märchenschlosses begonnen.



Anfang Juni 1886 wird König Ludwig II für geisteskrank erklärt.

 Am 10.Juni 1886 erhielt er hier die Nachricht von seiner Absetzung.

Drei Tage später fand er im Starnberger See den Tod. Doch sein Märchenschloss Neuschwanstein steht noch immer.


Schloss Neuschwanstein – „das Märchenschloss“

König Ludwig II


Schloss Neuschwanstein

Neuschwansteinstraße 20

87645 Schwangau


About the author

Es ist wertvoller einen Ort im Detail zu erleben, als viele kleine Eindrücke eines unbegreifbaren Ganzen.

Genius Loci - den Geist eines Ortes für sich zu entdecken, einzufangen und zu erleben. Wahrnehmen - verstehen - genießen!

Als diplomierter Wirtschaftsingenieur mit zusätzlichem MBA-Studium an renommierter Universität in England (EMBA, EQUIS und AACSB akkreditiert) habe ich mehr als 30 Jahre auf C-Level (Vorstand Marketing und Vertrieb weltweit) für andere oft überraschende Wege zum Erfolg aufgezeigt.

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