März 11

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Schuhplatteln – UNESCO Weltkulturerbe

By Frank

März 11, 2023


Auf Zeltfesten, an Kirchtagen, bei Folkloreveranstaltungen und Dorffesten: die Schuhplattler dürfen nicht fehlen und machen bei jeder Gelegenheit eine gute Figur. Sie springen, platteln, klatschen, juchzen, drehen sich im Kreis und machen lautstark auf sich aufmerksam.


AHA! Cool...


Genau genommen ist das Schuhplatteln ein traditioneller Tanz, der vor allem in Bayern und Österreich gepflegt wird. Dabei schlagen die Tänzerinnen und Tänzer rhythmisch mit den Händen und Füßen auf den Boden und auf ihre Schuhe. Hier sind einige wichtige Stationen beim Schuhplatteln:

  1. Der Einmarsch: Die Tänzerinnen und Tänzer marschieren in ihren Trachten in einer bestimmten Formation auf die Bühne oder den Platz, auf dem das Schuhplatteln stattfindet.
  2. Der Taktgeber: Ein Taktgeber gibt das Tempo vor und spielt auf einem Schlaginstrument wie einer Ziehharmonika, einer Gitarre oder einer Steirischen Harmonika.
  3. Der Tanz: Die Tänzerinnen und Tänzer zeigen verschiedene Figuren und Schrittfolgen, die oft sehr akrobatisch sind. Dabei schlagen sie rhythmisch mit den Händen und Füßen auf den Boden und auf ihre Schuhe.
  4. Die Gruppen: Das Schuhplatteln wird oft in Gruppen aufgeführt, die aus vier bis zwölf Tänzern bestehen. Jede Gruppe hat ihre eigenen Schrittfolgen und Figuren.
  5. Die Musik: Traditionelle Volksmusik wird oft beim Schuhplatteln gespielt. Die Musikstücke sind oft sehr rhythmisch und eignen sich gut zum Tanzen.
  6. Die Kleidung: Die Tänzerinnen und Tänzer tragen traditionelle Trachten, die oft sehr aufwendig gestaltet sind. Die Trachten unterscheiden sich je nach Region und können auch innerhalb einer Region sehr unterschiedlich sein.
  7. Die Wettbewerbe: Es gibt auch Schuhplattler-Wettbewerbe, bei denen die Gruppen ihr Können unter Beweis stellen und von einer Jury bewertet werden. Dabei wird nicht nur die Schrittfolge, sondern auch die Kleidung und die Ausstrahlung der Tänzerinnen und Tänzer bewertet.
  8. Die Weitergabe der Tradition: Das Schuhplatteln wird oft von Generation zu Generation weitergegeben und gepflegt. In vielen Regionen gibt es eigene Schuhplattler-Vereine, die regelmäßig Auftritte und Veranstaltungen organisieren, um die Tradition am Leben zu erhalten.
Schuhplattln in Salzburg

Schuhplattler in Aktion


Ursprung

Der Name Schuhplattler stammt nachweislich etwa aus der Mitte des 19.Jahrhunderts, ist aber erstmals von einem Mönch des Klosters Tegernsee in ähnlicher Form 1050 in der Ritterdichtung „Ruodlieb“ erwähnt. Darin wird ein dörflicher Tanz beschrieben wobei die Schilderung von Sprung und Handgebärde im Tanz auf die frühe Form des Schuhplattlers hinweist.

Eine andere Version besagt, dass der Ursprung des Schuhplattelns sich aus einem ursprünglichen Arbeitstanz entwickelt hat, bei dem die Tänzer auf den Boden stampften, um ihre Schuhe zu reinigen. Im Laufe der Zeit wurden dem Tanz immer komplexere Schrittfolgen und akrobatische Figuren hinzugefügt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Schuhplatteln als Teil der völkischen Kultur instrumentalisiert und als Symbol der deutschen Volkskultur gefördert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schuhplatteln wieder vermehrt als Ausdruck der regionalen Kultur gepflegt und trug dazu bei, ein Bewusstsein für die kulturelle Vielfalt innerhalb Deutschlands und Österreichs zu schaffen. In den 1970er Jahren wurde das Schuhplatteln auch außerhalb Bayerns und Österreichs bekannt und erfuhr eine Renaissance als Ausdruck traditioneller Kultur.

Der Schuhplattler gehört zweifellos zu den markantesten bayerischen Ausdrucksformen. Das Wort Schuhplattler ist von der Tanzweise her abgeleitet, da der Tänzer mit den Händen auf die Schuhe (richtiger auf die Schuhsohlen) schlägt. Seine Erfinder war die einfache Bevölkerung: Bauern, Jäger und Holzknechte, die diesen Ausdruckstanz in Anlehnung an das Balzverhalten des Auerhahns schufen und so ihr „Deandl“ umwerben wollten.

Das Schuhplatteln war in früheren Jahrhunderten ein klassischer Werbetanz: der Tänzer zeigte mit Hüpfen, Drehen und Platteln sein akrobatisches Können und wollte damit die Tänzerinnen für sich gewinnen. Nehmen Sie beispielsweise seinerzeit den einfachen Holzarbeiter, dessen (Arbeits-)kraft sein ganzer Stolz war, und diese Kraft auch vorführen zu wollen. Es galt eine ausgewogene Mischung aus Musikalität, Körperbeherrschung, Schnellkraft und tänzerischer Präzision zu demonstrieren.


Geschichtliches

Als 1838 die Kaiserin von Russland in Wildbad Kreuth zur Kur weilte, wurde sie von Einheimischen mit einer Tanzvorführung geehrt, die dem Schuhplattler schon sehr nahekam. Der Bursch konnte sich während des Tanzes nach freiem Ermessen zur Landlermelodie bewegen, Figure zeigen, springen und platteln, während sich sein Dirndl weiter im Takte drehte und erst zum Rundtanz von ihm eingeholt wurde.

Am 15.Juli 1858 wurde im Oberland ein Schuhplattler anlässlich einer Reise von König Max II. durch das bayerische Gebirge aufgeführt. 1861 hat sich zum Zweck des Schuhplattelns in Miesbach ein „Gemütlichkeitsverein“ gegründet der sich 1866 in Schuhplattler-Gesellschaft umbenannte. Allgemein, wo immer der Schuhplattler gepflegt wird oder zu sehen ist, wird mit ihm unmittelbar bayerisches Brauchtum und urtümliche Lebensfreude verknüpft.

In den ländlichen Gegenden in Tirol und Oberbayern folgte man frei der Musikalität, dem Rhythmus und dem eigenen Bewegungsdrang. Die Grundform ist der Landler, der Anfang des 18.Jahrhunderts von Österreich nach Bayern kam. Nach dem Wiener Kongress (1815) gewinnt der Schuhplattler immer mehr an Boden.

Die Figuren sind von Ort zu Ort verschieden und neue werden hinzugefügt.

Letztlich entdeckten im bayrischen Oberland einige Burschen die Publikumswirksamkeit des Schuhplattlers. Langsam wandte sich die Bedeutung des Schuhplattlers vom Werbetanz zum Schautanz.


Unglaublich


Welt-Rekord fürs Guinness-Buch

Der Weltrekord im Schuhplatteln ist zurück in Bayern. Genauer gesagt nach Antdorf, eine Gemeinde im Kreis Weilheim-Schongau südlich der Osterseen. 1312 Trachtler plattelten sich am Vatertag 2019 ins Guiness Buch der Rekorde und klauten sich den bestehenden Rekord von 1296 Plattlern von den Österreichern zurück nach Bayern.

Das Schuhplatteln hat auch Einflüsse aus anderen Tanzformen wie dem Steptanz und dem Flamenco aufgenommen. Es wurde auch von bekannten Künstlern und Musikern aufgegriffen, wie etwa von Johann Strauss in seinem Werk "Unter Donner und Blitz". Mittlerweile ist das Schuhplatteln auch als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt und wird von vielen Organisationen und Vereinen gepflegt und weitergegeben, um sicherzustellen, dass es auch zukünftigen Generationen erhalten bleibt.



Was gibt's Prickelndes zu sehen


Schuhplattler als Show Act bei Veranstaltungen

Die beliebte bayerische Ausdrucksform zeichnet sich besonders durch das Schlagen auf Oberschenkel und Schuhe zur Landler-Melodie aus.

Hierbei gibt es regionale Unterschiede dieses Traditionstanzes von Niederbayern bis Osttirol, sowie verschiedene Tänze wie beispielsweise Schlogplattler, Marschplattler, Holzhacker oder Bankerltanz.

Schuhplatteln ist hier ein Schautanz, den internationale Gäste als Show Act bei Veranstaltungen wie hier beim Erntedankfest in Wien begeistert filmen.


Schuhplattler der Gruppe Voigas

Schuhplattler der Gruppe Voigasplattler                                  Quelle: Voigasplattler

Regionale Unterschiede

Es gibt etwa 150 unterschiedliche Schuhplattlertänze und in dem Gebiet zwischen Königsee im Osten und Bodensee im Westen, zwischen Donau im Norden und Tiroler Grenze im Süden, in dem der Schuhplattler bodenständig ist, lassen sich noch landschaftliche Unterschiede feststellen.

So ist im südöstlichen Oberbayern, etwa von Rosenheim bis Bad Reichenhall, mehr das exakte, strenge Schuhplatteln mit lautem Schlag und aufrechter Haltung üblich. Im Oberland und dem restlichen Südbayern dagegen mehr das gemütlich Schuhplatteln auf dem Absatz und mit runderen, lockeren Schlägen zuhause.

Bei nicht wenigen Völkern vereint der landesübliche Tanz die beschriebenen Attribute in geradezu idealer Weise. So wird gemeinhin mit „Samba“ du „Pasa Doble“ südamerikanische Begeisterungsfähigkeit, mit dem „Sirtaki“ griechische Gastfreundschaft und mit dem „Czardasz“ ungarisches Temperament gleichgesetzt.



About the author

Es ist wertvoller einen Ort im Detail zu erleben, als viele kleine Eindrücke eines unbegreifbaren Ganzen.

Genius Loci - den Geist eines Ortes für sich zu entdecken, einzufangen und zu erleben. Wahrnehmen - verstehen - genießen!

Als diplomierter Wirtschaftsingenieur mit zusätzlichem MBA-Studium an renommierter Universität in England (EMBA, EQUIS und AACSB akkreditiert) habe ich mehr als 30 Jahre auf C-Level (Vorstand Marketing und Vertrieb weltweit) für andere oft überraschende Wege zum Erfolg aufgezeigt.

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