August 8

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Der Tegernsee – vom „tegarin seo“ zum „Lago di bonzo“

By Frank

August 8, 2022


Vor ca 20.000 Jahren entsteht das heutige Tegernseer Tal durch das Vordringen einer Gletscherzunge in der Würm-Eiszeit, der letzten großen Eiszeit im europäischen Raum. Es brach in dem dort gelegenen Gletscher ein Becken, das sich mit Wasser füllte. Heute erstreckt es sich 6,5 Kilometer in die Länge, 1,5 Kilometer in die Breite und bildet den Tegernsee.


Augen zu und zuhören - himmlisch ....

Das Land südlich des Tegernsees war über viele Jahrtausende eine höchst unwirtliche Gegend. Die Menschen hielten sich von dieser „terra incognita“ fern. Die ersten, die das Dickicht durchstreiften dürften mutige Jäger und Sammler gewesen sein; darauf deuten spärliche Funde aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit hin. Von Süden kamen frühe Händler auf Saumpfaden über die Alpen.

Einer der Ur-Wege war ein Gebirgsübergang, der in keltischer Zeit vom Inntal über das heutige Brandenburg und die Wild Alm durch die Langenau zum Tegernsee und von dort weiter Richtung Norden führte. Südlich davon zog sich ein dunkler Waldgürtel entlang des Alpenrands. Ihn urbar zu machen und zu besiedeln, das wagten die Menschen erst mit göttlichem Beistand.

Und so ist auch die Erschließung des Weissach Tals, das heute Kreuth und seine Ortsteile beherbergt eng verknüpft mit der Gründung des Klosters Tegernsee im 8. Jahrhundert. Auf Initiative und Aufsicht der Klosterherrschaft begann eine ausgedehnte Rodungstätigkeit vom See ausgehend in Richtung Süden.

Es war eine Arbeit mit Axt mit Feuer, die über Generationen währte. Im Ortsnamen lebt sie fort: Kreuth kommt von „im Gerodeten“. Einheimische aus dem Tal sagen bis heute „Mir fahr‘n ins Kreith“



Aha! Cool ...

Gründer des Klosters „tegarin seo“

Die beiden Brüder Oatkar und Adalbert, die dem altbayerischen Adelsclan der Huosi angehörten, gründeten im Jahr 746 ein Benediktiner Kloster am tegarin-seo (Großer See), wie der Tegernsee bis zum Jahr 1000 n.Chr. in altdeutscher Sprache genannt wurde. Die fürstlichen Gründer übertrugen dem Kloster Tegernsee ihre reichen Besitztümer, die bis weit hinaus über den Ammersee reichten und den Grundstock für den großen Landbesitz des Stiftes bildeten.

1320 wurde der Fahrweg durch das Achental und über den Stubenpass ins Kreuther Tal eröffnet. Gut 120 Jahre später wurde auf dieser Straße neben vielen Gütern auch Silber transportiert. Im Auftrag der Fugger reiste das wertvolle Metall aus den Silbergruben im tirolerischen Schwaz nach Augsburg.

Unter Kaiser Otto II. wird das Kloster Tegernsee zum Reichskloster ernannt. Eine zweite Blütezeit der Abtei beginnt, die über drei Jahrhunderte dauern und das Kloster zu einem Zentrum der Buchmalkunst werden lassen. Auch Glasmalerei und Erzgießerei gehörten zu den Handwerkskünsten, die im Kloster betrieben wurden.

Der Tegernsee – vom „tegarin seo“ zum „Lago di bonzo“

Kloster Tegernsee vom See aus

Hinter der kulturellen Bedeutung Tegernsees stand sein wirtschaftlicher und politischer Rang nicht zurück. Das Reichskloster erhielt kaiserliche Privilegien und hatte für den Bereich des Tegernseer Tals die niedere Gerichtsbarkeit


Duftendes Heilöl

Schon im 15.Jahrhundert entdeckten Mönche Erdöl am Tegernsee. Am Westufer des Tegernsees sprudelte Steinöl aus dem Boden. Heilsame Kräfte wurden dem Petroleum aus der St. Quirins-Quelle zugeschrieben. Und in kleine Flaschen abgefüllt, sorgte das Qurinusöl schon bald für einen steten Pilgerstrom und Geldfluss zum Kloster.

Denn das Erdöl vom Tegernsee war nicht etwa schwarz und stinkend, sondern eine gelbliche, dünnflüssige Substanz, das als durchaus wohlriechend beschrieben wurde. Aromatisch und ätherisch soll das Tegernseer Erdöl gerochen haben. „Blumenartig“ beschreibt der Mineraloge Franz von Kobell den Geruch des Destillats.



Unglaublich - 1803: Enteignung kirchlichen Eigentums durch den Staat (Säkularisation)

1746 feierte Tegernsee sein tausendjähriges Bestehen mit allem Glanz, den ein barockes Kloster aufbieten konnte.

Ein halbes Jahrhundert später gab es das Kloster Tegernsee nicht mehr – im Zuge der Säkularisation wurde den Tegernseer Benediktinern am 17.März 1803 verkündet, dass das Kloster aufgehoben und der letzte Abt abgesetzt sei. Das Klostervermögen wurde eingezogen. Die wichtigsten Kunstwerke und einige tausend der kostbarsten aus der zuletzt über 40.000 Bände umfassenden Bibliothek kamen in die staatlichen Sammlungen.

Die Säkularisation nahm dem Tal sein historisches Zentrum. Über 1000 Jahre lang hatte das Kloster das geistliche Leben, die Kultur und die Wirtschaft geprägt.

Ein Besuch des bayerischen Königs Max I. Joseph und seine Gemahlin Karoline im Jahr 1815 sollte eine neue Epoche einleiten. Das Paar verliebte sich in das ehemalige Kloster, kaufte es auf eigene Rechnung und machte es zur Sommerresidenz.

Dies war der Beginn einer innigen Verbindung, die nicht nur im Herzoglichen Bräustüberl ihre Spuren hinterlassen hat. Kultur bedeutet den Tegernseern ebenso viel wie die Pflege von Tradition und Brauchtum.

Im 19. Jahrhundert wird das Tegernseer Tal zum neuen Erholungszentrum des europäischen Adels. Statt der Landwirtschaft zählt fortan der Fremdenverkehr zu den Haupteinnahmequellen der Region. Auch viele Künstler, darunter den bayrischen Schriftsteller Ludwig Thoma, zieht es zunehmend an den Tegernsee.


„Lago di Bonzo“

Nach dem Ende des 1.Weltkriegs entwickelt sich das Tegernseer Tal rasch zu einem der Zentren des aufkeimenden Nationalsozialismus. Im Laufe der 30er Jahre erwerben zahlreiche Mitglieder der hitlertreuen Elite, darunter auch Heinrich Himmler und Max Amman, Ferienvillen am Ufer des Tegernsees. Aufgrund der Beliebtheit bei der wohlhabenden Oberschicht erhält der See den Beinamen: „Lago di Bonzo“.


Tegernsee - Long story short…

Der Tegernsee befindet sich im Süden von Deutschland. Er ist umgeben von kleineren Bergen, die ungefähr 1500m hoch sind. Sie gehören zu den bayerischen Alpen. Dank einer Ringkanalisation rund um den See zählt der Tegernsee heute zu den saubersten Seen Bayerns.

Der Tegernsee hat bei einer maximalen Tiefe von knapp 73m eine eher längliche Form mit einer Breite von bis zu 1,4 km, einer Länge von 6,5 km. Seine Fläche beträgt somit 9 Quadratkilometer bei einem Volumen von über 320 Mio. Kubikmeter Wasser. 32,3 Milliarden – so viele Trag’l (20 x 0,5L) Tegernseer Bier müssten in den in den See geschüttet werden, um ihn mit Bier zu befüllen.



Was gibt es prickelndes zu sehen?

Der Tegernsee – vom „tegarin seo“ zum „Lago di bonzo“

Duft- und Tastgarten in Bad Wiessee

Im bayrischen Kurort Bad Wiessee gehört der Duft- und Tastgarten an der Uferpromenade des Tegernsees seit dem Jahr 2001 zu den großen Attraktionen der Stadt.

Ein Duft- und Tastgarten wie in Bad Wiessee, zielt darauf ab, andere Sinne, als die der Augen anzusprechen. Intensiv duftende Kräuter und Blumen sowie Pflanzen mit markanter Oberflächenstruktur wurden in diesem Rondell angeordnet.

In Bad Wiessee verfügt der Duft- und Tastgarten über insgesamt 70 verschiedene Gewächse, die entlang eines festgelegten Weges wachsen. In Blindenschrift, aber auch in lateinischen Buchstaben wird darunter erklärt, um welche Pflanze es sich handelt. Der Klangbrunnen in der Mitte des Gartens vermittelt den Besuchern ein akustisches Erlebnis bei ihrem Besuch.

Benannt wurde der Duft- und Tastgarten nach Louis Braille. Dessen Büste bildet das Zentrum des Gartens und wird von einem kleinen Pavillon überdacht. Er befindet sich an prominenter Stelle der Seepromenade. Der Welt-Braille Tag (4.Januar) erinnert an den Geburtstag ihres Erfinders.

Louis Braille selbst erlebte den internationalen Siegeszug seiner Schrift übrigens nicht mehr. Er starb 1852 im Alter von 43 Jahren an Tuberkulose. Erst 100 Jahre nach seinem Tod ehrte sein Heimatland das Lebenswerk von Louis Braille und ließ dessen Gebeine ins Pariser Pantheon umbetten – die Ruhestätte von Frankreichs Nationalhelden.


Louis Braille – Erfinder der Blindenschrift

Die Blindenschrift Braille ist heute unverzichtbarer Bestandteil des Alltags von Menschen mit Sehbehinderungen. Sechs Punkte waren es, die die Welt blinder und stark sehbehinderter Menschen im Jahre 1825 nachhaltig verändern sollte. In diesem Jahr erfand der 16-jährige Louis Braille die Blindenschrift.

Die Blindenschrift ist so simple wie genial. Sie beruht auf sechs Punkten: drei in die Höhe mal zwei Punkte in die Breite. Insgesamt ergeben sich somit 64 unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten, mit denen Buchstaben, Zeichen und Zahlen dargestellt werden. Die Erfindung der Blindenschrift Braille eröffnete Blinden Menschen mit einem Schlag den Zugang zu Bildung und Wissen.

Der Tegernsee – vom „tegarin seo“ zum „Lago di bonzo“

Louis Braille

Der Tegernsee – vom „tegarin seo“ zum „Lago di bonzo“

Braille Alphabet

Wie schreibt man in Blindenschrift? Wer von Hand einen Text in Blindenschrift schreibt, benötigt eine Schablone und einen Griffel. Die Schablone, auch Punktschrift-Tafel genannt, besteht aus zwei Teilen, zwischen die ein Blatt Papier geklemmt wird. Blinde Menschen müssen dann die Blindenschrift Zeichen spiegelverkehrt und von rechts nach links schreiben. Nur dann können sie nach dem Wenden des Papiers die erhabenen Punkte in der richtigen Reihenfolge von links nach rechts lesen.



Duft- und Tastgarten

Seepromenade

83707 Bad Wiessee



About the author

Es ist wertvoller einen Ort im Detail zu erleben, als viele kleine Eindrücke eines unbegreifbaren Ganzen.

Genius Loci - den Geist eines Ortes für sich zu entdecken, einzufangen und zu erleben. Wahrnehmen - verstehen - genießen!

Als diplomierter Wirtschaftsingenieur mit zusätzlichem MBA-Studium an renommierter Universität in England (EMBA, EQUIS und AACSB akkreditiert) habe ich mehr als 30 Jahre auf C-Level (Vorstand Marketing und Vertrieb weltweit) für andere oft überraschende Wege zum Erfolg aufgezeigt.

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