März 7

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Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in München

By Frank

März 7, 2023


Juni 1861 – München zählte rund 150.000 Einwohner – schlug die Geburtsstunde des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) unter privater Regie. Der Fuhrunternehmer Michael Zechmeister nimmt erstmals in München einen Linienbetrieb mit Fahrplan auf fester Route auf. Start erfolgte mit einem von seinen Pferden gezogenen Groschenwagen und verkehrte zwischen Zentralbahnhof, Marienplatz und Mariahilf Kirche. Mangels Nachfrage kapituliert Zechmeister im Jahr 1882.



AHA! Cool!


MTAG - Münchner Trambahn Aktiengesellschaft

Oktober 1876 nahm dann zusätzlich erstmals eine Pferdetram auf Schienen Ihren Betrieb auf. Drei Jahre später, im Sommer 1882 wird die Pferdetram bayerisch. Der Betrieb wird auf die neu gegründete Münchner Trambahn-Aktiengesellschaft (MTAG) übertragen. Von der Stadt München wurde diese zu einem umfangreichen Ausbauprogramm verpflichtet.


Pferdetram

Pferdetram

1894 - Umstellung auf elektrische Traktion

1894 beschließt der Magistrat die Umstellung aller Tramlinien auf elektrische Traktion. Im Jahr darauf wird erste Strecke probeweise auf Oberleitungsbetrieb umgestellt. In den nächsten fünf Jahren befördern 1.142 Mitarbeiter mit 281 elektrischen Triebwagen und 312 Beiwagen auf fast 58 km Schienenstrecke über 40 Millionen Fahrgäste.

Im gleichen Jahr im Dezember übrigens, beginnt die deutsche Firma "Siemens & Halske" mit den Bauarbeiten an der Budapester Untergrundbahn. Die Bahn ist als "Unterpflasterbahn" konzipiert; sie liegt also nicht mehr als 3 m tief und wird 1896 zum 1000jährigen Staatsjubiläum eingeweiht.

Abgesehen von unbedeutenden Anfängen des um die Jahrhundertwende gegründeten ersten Münchner Omnibusbetriebs von Ludwig Petuel, setzt erst ab 1925 die Blütezeit des Omnibusses ein. 1939 gibt es bereits neun Linien mit 60 Fahrzeugen. Zur besseren Einordnung, die Anzahl der Einwohner von München war mittlerweile auf immerhin 829.000 angestiegen.

erste elektrische Tram in München

erste elektrische Tram in München

Die beiden Weltkriege beeinträchtigten Betrieb und Infrastruktur der Münchner Trambahn nachhaltig. Allein seinerzeit die Einberufung jedes zweiten Mitarbeiters zum Beginn des 1.Weltkrieges, machte massive Einschränkung bei dem aus 25 Tramlinien bestehenden Tramnetzes notwendig. Wegen der Personalknappheit wurden deshalb 1915 erstmals Frauen als Schaffnerinnen eingestellt.



Unglaublich


1930 - Plan der Nationalsozialisten

In den 1930er Jahren planten die Nationalsozialisten, die Straßenbahnen unter die Erde zu verbannen. Hitler war ein großer Befürworter des Autos und ein großer Gegner der oberirdischen Straßenbahn. Nach dem Krieg werden ehemalige Straßenbahnlinien zeitweise mit Bussen befahren. Das Netz von Bus-Zubringerlinien in den Außenbezirken wächst.

1950 erhält die Tram einen Großauftrag der Stadt München und damit den ersten modernen Großraumzug. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Einwohneranzahl Münchens bereits wieder rund eine Million! Im sog. Ergänzungsgebiet, dessen 12 Gemeinden fast so verstädtert sind wie manche Randbezirke von München selbst, betrugen die Zuwachsraten 1950/56 circa 15%.

München war die am schnellsten wachsende Großstadt in Westdeutschland. Zudem hatte München die höchste Kfz-Dichte. Die Straßen waren zunehmend verstopft, die Verkehrsnot in aller Munde. Erste Tunnelkonzepte hatte es bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gegeben mit der Idee einer geplanten Nord-Süd Tunnelstrecke, die den Fernverkehr bis in die innere Stadt und vielleicht durch diese hindurch leiten könne.

Bedingt durch den Ausbruch des zweiten Weltkriegs wurden in den Folgejahren alle Arbeiten und Planungen am Münchener S-Bahn-Netz auf Eis gelegt. Der bereits errichtete Teil des Tunnels wurde nach Ende des Kriegs vorübergehend von den Münchnern als Anbaugebiet für Pilze genutzt.


1965 - Ein neues Verkehrszeitalter auf dem Weg zur Weltstadt…

1965 schloss der Bund, der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München und die damalige Deutsche Bundesbahn dann einen Vertrag über den Bau der Münchner S-Bahn. Der Olympia Zuschlag im April 1966 in Rom vom Internationalen Olympischen Komitee zur Austragung der Olympischen Sommerspiele 1972 in München beschleunigt den ersten Gesamtverkehrsplan. Die geplante S-Bahn und U-Bahn mussten also binnen sechs Jahren einsatzfähig sein. Schier unglaublich!

Februar 1965 beginnt der U-Bahnbau am Nordfriedhof und bereits im Oktober 1971 eröffnet die 12km lange U-Bahn Linie U6 vom Kieferngarten zum Goetheplatz. Die Stadt entschloss sich für die Ziffer 6, da die neue U-Bahn die Tramlinie 6 auf der Leopoldstraße ersetzte.

Im Mai 1972, rechtzeitig zum Start der Olympischen Spiele im August 1972, wurde der 4km lange Abschnitt der U3 von der Münchner Freiheit bis Olympiazentrum eröffnet. Dieser Teil der „Olympialinie“ stehen heute unter Denkmalschutz.

In den 80-er Jahren wächst die U-Bahn in alle Richtungen, ab den 90-er Jahren bis in die Stadtrandbezirke. Als 1994 in Trudering ein neuer Tunnel gegraben wird, dringt Grundwasser ein. Das Gestein über dem Tunnel sackt nach unten. Auf der Straße tut sich ein riesiger Krater auf, der einen Bus in die Tiefe reißt. Dabei kommen drei Menschen ums Leben, 36 weitere werden zum Teil schwer verletzt. Es ist das schwerste Unglück in der Geschichte des U-Bahn Baus.


Revolutionär - Eiserner Maulwurf

In München wurden teilweise revolutionäre Techniken, die 40.000 Interessenten aus 50 Ländern in die Baustellen lockten, entwickelt und erfolgreich erprobt. Der Clou: Mit Hilfe eines „Eisernen Maulwurfs“ aus Amerika konnte der Größte Teil der Strecke im „Schildvortrieb“, also unterirdisch, ausgehoben und die ursprünglich auf zwölf Jahre veranschlagte Bauzeit fast auf die Hälfte verkürzt werden.

Neue Wege ging München auch, indem die senkrechten Profilträger nicht mit großem Getöse in den Boden gerammt wurden, sondern in vorgebohrte Löcher versetzt wurden, um so immer wieder verwendet werden zu können. Die Untertunnelung des Rathauses, wobei ein mehrgeschossiges Bahnhofs- und Kreuzungsbauwerk entstand, bezeichnete ein Experte damals als „bisher wohl einmalig in der Welt“.

Erstmals in Europa waren in München alle Züge per Funk mit einer zentralen Leitstelle verbunden. Sie waren von einem Luftfahrtunternehmen entwickelt, luftgefedert und konnten vollautomatisch gefahren werden. Die Elektronik der Stellwerke – Computer gab es noch nicht – errechnete sinnvolle Anweisungen für Fahren, Bremsen oder Anhalten.

Die Geschichte der S- und U-Bahnen ist eng miteinander verzahnt, nicht nur, weil am Marienplatz gleichzeitig Stationen entstanden, sondern auch, weil die Stadt selbst über eine Trasse von Ost nach West nachdachte. 1963 einigte sich dann die Stadt mit der Bundesbahn, überlies ihr die Trasse für die S-Bahn-Stammstrecke und beendete die damals als „Trassenstreit“ bekannte Diskussion.


Eröffnung U-Bahn - 1972

Ende April 1972 feierte München die Eröffnung der U-Bahn, einen Monat später fährt die S-Bahn nach Fahrplan. In nur wenigen Jahren bekam München ein komplettes unterirdisches Nahverkehrssystem zu den Olympischen Spielen 1972. Der Bau der sogenannten „Stammstrecke“ (11km lange Ost – West-Verbindung vom Ostbahnhof bis Pasing) dauerte ebenso keine sechs Jahre.

360km war das S-Bahn-Netz ursprünglich lang und bediente 136 Stationen. Nach und nach wuchs es auf heute 444 Kilometer mit 150 Stationen. Heute umrundet die S-Bahn mit rund 1100 Fahrten täglich eineinhalbmal die Erde und legt jährlich fast 21 Millionen Kilometer zurück.


"Trivia" ...

Ach ja „Trivia“ – am Abend des 3.November 2008 wurde das erste und bislang einzige Kind in einem Münchner S-Bahn Zug am Bahnhof München-Pasing geboren. Als Geburtstagsgeschenk erhielt es von der Deutschen Bahn eine lebenslange Freifahrt-Berechtigung für alle Münchner S-Bahnen.

U-Bahnhof Marienplatz

U-Bahnhof Marienplatz


Leistungsfähigkeit wird oft unterschätzt...

Das U-Bahn-Netz ist heute 95km lang. 80.000 „Fahrstraßen“ werden pro Tag durch die Stellwerke eingestellt, um die 439 Millionen Fahrgäste zu Ihrem Zielbahnhof zu bringen. 2022 Signale steuern dabei den U-Bahnbetrieb. Rund 110.000 km Gesamtlaufleistung hat ein Zug pro Jahr. Münchner U-Bahnen können bis zu 80 km/h schnell fahren, die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 34,8 km/h.

Der öffentliche Nahverkehr in München stützt sich heute auf vier Säulen:

U-Bahn, S-Bahn, Tram und Bus.



Was gibt's Prickelndes zu sehen


Barrierefreie Kunst im Untergrund

Tief hinab unter die Erde bringen die Fahrgäste Rolltreppen oder Fahrstühle. Um dem Gefühl der Enge und Dunkelheit unter der Erdoberfläche entgegenzuwirken, entwerfen Architekten und Designer U-Bahnhöfe, die sich sehen lassen können. Auch nachts und unterirdisch und bei Regen (wie praktisch) ist München bezaubernd und einen Besuch wert.


Funktional, Sicher und benutzerfreundliche Gestaltung

Grundsätzlich müssen aus Sicht eines Experten bei der Gestaltung einer U-Bahn-Station eine Reihe von Faktoren berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass die Station funktional, sicher und benutzerfreundlich ist. 

  1. Zugänglichkeit: Eine U-Bahn-Station sollte für alle Personen zugänglich sein, einschließlich Menschen mit Behinderungen - allein in Deutschland gibt es rund 11 Millionen Menschen mit Mobilitäts- oder Aktivitätseinschränkungen. Dies umfasst den Zugang zu Fahrstühlen, Rolltreppen und Bahnsteigen sowie die Gestaltung von Eingängen und Ausgängen.
  2. Sicherheit: Die Sicherheit der Fahrgäste ist von größter Bedeutung. Die Station sollte so gestaltet werden, dass sie Verbrechen, Unfällen und anderen Gefahren vorbeugt. Dies umfasst Beleuchtung, Überwachungskameras, Notfalltelefone und andere Sicherheitseinrichtungen.
  3. Licht: Eine ausreichende Beleuchtung ist entscheidend, um ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Eine gut beleuchtete Umgebung hilft den Nutzern, ihre Umgebung besser zu verstehen und verhindert das Gefühl der Einsamkeit.
  4. Kapazität: Die Station muss eine ausreichende Kapazität aufweisen, um eine große Anzahl von Fahrgästen zu bewältigen. Dies umfasst die Gestaltung von Bahnsteigen, Gängen, Treppen und Fahrstühlen, um einen reibungslosen Verkehr von Fahrgästen zu gewährleisten.
  5. Komfort: Eine U-Bahn-Station sollte so gestaltet sein, dass sich die Fahrgäste wohl und sicher fühlen. Dies umfasst die Gestaltung von Sitzgelegenheiten, Wartebereichen, Toiletten, Kiosken und anderen Einrichtungen, die den Komfort der Fahrgäste erhöhen können.
  6. Barrierefreiheit: Die Station sollte so gestaltet sein, dass sie leicht verständlich und benutzerfreundlich ist. Dies umfasst die Gestaltung von Wegweisern, Beschilderungen, Karten und anderen visuellen Hilfsmitteln, die die Navigation in der Station erleichtern können.
  7. Ästhetik: Die Gestaltung der Station sollte auch ästhetisch ansprechend sein und ein angenehmes Umfeld schaffen. Dies kann durch die Verwendung von Farben, Materialien, Kunstwerken und anderen dekorativen Elementen erreicht werden.
  8. Nachhaltigkeit: Bei der Gestaltung einer U-Bahn-Station sollte auch die Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Dies umfasst die Verwendung von energieeffizienten Beleuchtungen und anderen Geräten sowie die Implementierung von Abfallmanagement- und Recyclingprogrammen.


Attraktiv gestaltete Haltestellen in München

Einige Beispiele:

  • Olympia-Einkaufszentrum: Wie in einem riesengroßen Tonstudio kommt man sich vor, wenn man am Olympia-Einkaufszentrum aus der U-Bahn steigt. Die Wände sind mit Pyramiden aus Edelstahl gestaltet, die das Licht raffiniert reflektieren.
  • U-Bahn_olympia einkaufszentrum

    U-Bahnhof_Olympia Einkaufszentrum

  • Westfriedhof begeistert mit einem Lichtkonzept des Designers Ingo Maurer.
  • U-bahn_westfriedhof

    U_Bahn Haltestelle_Westfriedhof

  • Klinikum Großhadern: An den Wänden ist die hügelige Landschaft des Voralpenlandes angedeutet, die sich hier am Stadtrand von München in südlicher Richtung direkt anzuschließen scheint.
  • U-Bahnhof_Klinikum Großhadern

    U-Bahnhof_Klinikum Großhadern


    • Ebenfalls für das Licht verantwortlich war Ingo Maurer an der Haltestelle Münchner Freiheit, die sich seit dem Jahr 2009 in Gelb und Blau präsentiert.
    • Die U-Bahn-Station Moosach steht ganz im Zeichen von Flower Power: Großformatige Blüten des Münchner Künstlers Martin Fengel zieren die Wände.
    • Königsplatz: Mit Kopien bekannter Kunstwerke aus den umliegenden Museen punkten die Wände dieser Haltestelle.
    • Die Station St. Quirin-Platz ist mit einer riesigen Glaskuppel überdacht.
    • Bunte geometrische Quadrate, die an das einstige Testbild auf dem Fernseher erinnern, erwarten die Fahrgäste am Georg-Brauchle-Ring. Insgesamt 400 Metallplatten mit einem Gewicht von je 135 Kilogramm hat der Künstler Franz Ackermann hier aufgehängt.
    • Die Station St. Quirin-Platz ist mit einer riesigen Glaskuppel überdacht.
    • Nach seinem Gestalter benannt ist die U-Bahn-Station Candidplatz: Der Künstler Peter Candid griff hier tief in die Farbtöpfe. Das Ergebnis: eine Regenbogen-Haltestelle.
    U-Bahnhof_St. Quirin Platz

    U-Bahnhof_St. Quirin Platz


    U-Bahn Haltestelle Candidplatz in Regenbogenfarbe

    U-Bahn Haltestelle Candidplatz in Regenbogenfarbe


    Die künstlerischen Gestaltungen machen die U-Bahnhöfe in München

    zu einzigartigen, inspirierenden Räumen 

    und tragen dazu bei, dass die Stadt einen Ruf als Kunst- und Kulturmetropole hat.



    About the author

    Es ist wertvoller einen Ort im Detail zu erleben, als viele kleine Eindrücke eines unbegreifbaren Ganzen.

    Genius Loci - den Geist eines Ortes für sich zu entdecken, einzufangen und zu erleben. Wahrnehmen - verstehen - genießen!

    Als diplomierter Wirtschaftsingenieur mit zusätzlichem MBA-Studium an renommierter Universität in England (EMBA, EQUIS und AACSB akkreditiert) habe ich mehr als 30 Jahre auf C-Level (Vorstand Marketing und Vertrieb weltweit) für andere oft überraschende Wege zum Erfolg aufgezeigt.

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